Wer hat Angst vor ’77?

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Derzeit scheint diese Frage nicht nur die Bundesrepublik zu beschäftigen. Auch der italienische Staat scheint seine Gegner von damals nicht loswerden zu können. Nein, von den Neuen Roten Brigaden und ihren militärischen Projekten ist hier nicht die Rede. Hier geht es um »Settantasette«, um das Jahr, in dem die sozialen Kämpfe in Italien eine neue, radikale Qualität insbesondere unter Studenten erreichten. In der vorigen Woche sollte in der philosophischen Fakultät der Universität La Sapienza in Rom eine Gedenkveranstaltung stattfinden. Vor 30 Jahren war es dort zum endgültigen Bruch zwischen der Studentenbewegung und der Führung der Kommunistischen Partei gekommen, als die Studenten den kommunistischen Gewerkschaftsführer Luciano Lama daran gehindert hatten, an der damals besetzten Hochschule eine Rede zu halten.

Um über die Bedeutung dieses Ereignisses zu diskutieren, war zu der Veranstaltung in der Sapienza auch eine Symbolfigur für italienische Linksradikale eingeladen worden: Oreste Scalzone, eines der Gründungsmitglieder von Potere operaio, der nach mehreren Jahrzehnten im französischen Exil nun wieder nach Italien fahren darf. Um erneut schlechten Einfluss auszuüben, wird sich der Rektor der Universität gedacht haben und sperrte das Gebäude an diesem Tag einfach. Die Veranstaltung fand trotzdem statt – auf dem Hof.

federica matteoni