Tel Avivo

Das Nachtleben in Israel
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Geradezu legendär soll das Tel Aviver Nightlife sein. Zwar behaupten das viele Städte von ihrem Nachtleben, aber am Ende kommt dann doch kaum eine Metropole an Berlin heran. Auch Tel Aviv schafft das nicht. Nicht einmal 400 000 Einwohner bevölkern diesen kleinen Big Apple, erst wenn man sämtliche Vor- und Nachbarstädte mitzählt, kommt man auf die Zahl von 1,7 Millionen. Bedenkt man allerdings, dass man diese Stadt bequem in einer Stunde von Nord nach Süd zu Fuß durchqueren kann, sind das Nachtleben und vor allem die Feierlaune der Tel Avivniks extrem beeindruckend.

Wenn man keinen Partytipp hat, beginnt man am besten im Minzar. Am Magen David Square gelegen, kann man von dieser sympathischen Alternativ-Kneipe aus seine Tour für die Nacht planen. Planungssicherheit bietet vor allem die Lilienblum Street. Dort ist jeden Abend, vor allem natürlich am Wochenende, die schönste Hölle los. Ein Club reiht sich an den anderen, auf der Straße tummeln sich bei gutem Wetter die Feierwilligen. Im Mish-Mish oder im etwas cooleren Club links daneben kann man gepflegt ein Bier trinken und sich einstimmen. Im Anouschka, einer klassischen Pick-up-Bar, sollte man nicht zu früh, aber auch nicht zu spät erscheinen, denn irgendwann sind alle kontaktsuchenden Männer und Frauen upgepickt, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Bei schlechter Musik wird gerne auch mal auf der Theke getanzt, weil sonst kein Platz in der ständig überlaufenen Bar ist.

Einen Abend auf der Lilienblum beendet man vielleicht im trashigen, aber immer brodelnden Abraxas. Auf den Toiletten des Clubs wurden Metallplatten waagerecht angeschraubt, damit man sich bequem die Nase pudern kann. Tanzflächen sind auch im Abraxas nicht vorgesehen, aber getanzt wird immer.

Musikalisch spielt das alles nicht auf höchstem Niveau. Da muss man schon zu den Partys der angesagten Techno-Combo Pacotek gehen. Zum Beispiel im wirklich netten Club auf der Levontin 7. Angenehmes Publikum und Musik vom Feinsten. Geht man die Herzl hinunter, durch das Viertel Florentin, entdeckt man die Blüten der Subkultur, und man kann z.B. junge HipHopper auf dem Weg zu ihrer Party treffen, oder man stolpert nachts in ein leer stehendes Haus und findet im vierten Stock eine illegale Trance-Party, bei der es nicht einmal einen Getränketresen gibt.

Dass das Party-Leben in Israel dennoch überschaubar ist, beweist allerdings der Umstand, dass die hübscheste Frau der Welt mir zuerst in der angesagten Jerusalemer Szene-Kneipe Uganda-Bier ausschenkte und dass sie zwei Wochen später als DJ bei einer Techno-Party in Tel Aviv in Erscheinung trat. Billig ist das Ausgehen in Israel nicht. Zwischen vier und fünf Euro zahlt man für ein Bier in einem populären Club. Das Hauptpro­blem für das Nightlife ist aber die Tatsache, dass es um 17 Uhr beginnt, dunkel zu werden. Ein ausgedehntes Nachtleben geht also schnell auf Kosten des Sonnenlichts am nächsten Tag, es sei denn, man torkelt aus der Bar heraus einfach an den Strand und genießt dort mit einem Absacker den Sonnenaufgang. Dann kann man immer noch zur After-Hour-Party mit dem Berliner DJ-Star Allen Alien gehen, die um acht Uhr morgens beginnt.

ivo bozic