Ulfkotte, Dr. Ulfkotte

Ich AG Von

Bei Lichte betrachtet ist die Welt nach dem 11. September 2001 doch gleich geblieben: Ein Spiel dauert unvermindert 90 Mi­nuten, alles wird weiterhin teurer, und Sizilien ist immer noch eine Insel. Ein paar Veränderungen sind trotz­dem spür­bar. So gibt es deutlich mehr fromme Muslime, höhere Wachstumsraten haben nur die Islam-Kenner und Islam-Kritiker. Unter denen gibt es solche und solche, und Udo Ulfkotte, Dr. Udo Ulfkotte, ist gewiss ein solcher.

Nicht dass er vorher faul gewesen wäre, er lehrte an einer Universität und arbeitete als Redakteur der FAZ, wo er sich für seine warmen Worte für die damalige nigerianische Junta von Shell »schmieren« ließ, um es mit einer gerichtlich gebil­lig­ten Formulierung zu sagen. Später fühlte er sich dazu beru­fen, ein Buch mit dem Titel »So lügen Journalisten – Der Kampf um Quoten und Auflagen« zu veröffentlichen. Dann kam 9 / 11, und Ulfkotte stieg mit seinem Buch »Der Krieg in unseren Städten« zum Dieter Bohlen der Islam-Kritik auf. Dieses Machwerk war derart krakeelend, schlecht recherchiert und ebenso schlecht geschrieben (»Saladins Geist lebt bis heute fort … Diesem Geist muss man immer wieder mit voller Wucht auf die Finger schlagen«), dass man den Verdacht bekam, Islamisten hätten es in Auftrag gegeben, um alle ihre Kritiker in Verruf zu bringen. Bemerkenswert war einzig die Danksagung, in der der Autor nicht nur seine »Freunde von der Harley-Davidson-Clique« aufführte, die für ihn als Kuriere gearbeitet hätten, sondern auch zahlreiche in- und ausländische Geheim­dienste. Wäh­rend das Fach­publikum noch darüber stritt, ob es sich dabei um eine berufs­ethische Bankrotterklärung oder um bloße Aufschneiderei handelte, erwirkte die Islamische Föderation Berlin eine gerichtliche Verfügung.

Der Eichborn-Verlag verzichtete auf den Rechtsweg, das Buch wurde vom Markt genommen, und aus dem Bohlen wurde eine Jeanne d’Arc. Aber mutig, wie er ist, macht Ulfkotte weiter Schreib­schreib, das er zwischen Buchdeckel pressen lässt. Nur reicht ihm das nicht mehr. Nun will er eine antiislamische, neokonservative Partei gründen, mit der er zunächst 2008 bei den Wahlen in Hamburg anzutreten gedenkt. Und da dort in den letzten Jahren noch jeder geltungsbedürftige Spießer mit einem Mandat in der Bürgerschaft belohnt wurde, darf man ihm zumindest Außenseiterchancen einräumen.