Kalle spielt Pirat

ich-ag der woche

Carl Lundström, Erbe des Knäckebrotimperiums Wasa­bröd und Aufsichtsratsvorsitzender der Telekommunikationsfirma RixPort80, ist in der rechtsextremen Szene Schwedens ein bekannter Name. Mit 25 Jahren war »Knäckebrot-Kalle« an einem Überfall auf drei Latein­ameri­kaner in Stockholm beteiligt. In den achtziger Jahren trat er der rassistischen Bewegung »Haltet Schweden schwedisch« bei und sponserte einschlägige Parteien, darunter die »Schwedendemokraten« (Sverigedemokraterna), die heute stärkste Partei des rechtsextremen Spektrums.

Tobias Andersson, der Sprecher der Tauschbörse »The Pirate Bay«, gab kürzlich in einer TV-Talkshow zu, die File­sharing-Seiten hätten nur dank der Hilfe des wohlhabenden Rechtsextremen das Licht der Welt erblickt. Der 47jährige Lundström habe den Netzpiraten einst High-speed-Internet und Serverplätze gespendet. Für viele Schweden ist das illegale »Filesharing« nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Art basisdemokratische Waffe gegen eine profithungrige Unterhaltungsindustrie. Hunderttausende laden regelmäßig Filme und Musik aus dem Internet herunter. Sehr gern eben bei »The Pirate Bay«.

Die Netzpiraten beteuern, nicht von Rechtsextremen abhängig zu sein. Lundström habe nie Einfluss auf die Inhalte der »Piratenbucht« gehabt, sagte Andersson. Das beteuerte vor zwei Jahren auch der schwedische Bund der Steuerzahler. Damals machte Lundström von sich reden, als er ankündigte, zusammen mit einigen Gleichgesinnten jenen »Skattebetalarnas Riksförbund« zu übernehmen. Lundström soll Mitglieder rechtsextremer Parteien dafür bezahlt haben, massenhaft dem Steuerzahlerbund beizutreten und sich dann gegenseitig in Führungspositionen zu wählen. Ziel des am Ende gescheiterten »Putsches« war, den spießbürgerlichen Verband als Plattform für rassistische Propaganda zu gewinnen.

bernd parusel