Ein seltsames Phänomen

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Die höchstens einige hundert Kämpfer zählende Truppe der Fatah al-Islam ist eingekreist, doch aufgeben wollen die sunnitischen Islamisten nicht. »Wir werden nicht kapitulieren, und wir werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen«, kündigte ihr Sprecher Abu Salim Taha am Sonntag an. Die libanesische Armee beschoss das palästinensische Flüchtlingslager Nahr al-Barid nahe Tripoli mit Artillerie und Kampfhubschraubern, will sich aber offenbar vorerst auf eine Belagerung beschränken. Den etwa 5 000 im Kampfgebiet verbliebenen Zivilisten gehen bereits Wasser und Nahrungsmittel aus.

In Nahr al-Barid einzudringen, würde gegen das Kairoer Abkommen von 1969 verstoßen, das den Palästinensern Autonomie in den Camps zuspricht. Der Repräsentant der Hamas im Libanon, Ali Baraka, bezeichnete die Fatah al-Islam als »seltsames Phänomen«. Auch die schiitische Hizbollah sieht in der Gruppe eine unerwünschte Konkurrenz und einen Störfaktor in ihrem Machtkampf mit der Regierung. Beide Organisationen bemühen sich um einen Waffenstillstand. Ein Bruch des Kairoer Abkommens könnte jedoch zu einer Solidarisierung anderer palästinensischer Gruppen führen, die dann ebenfalls um ihre Autonomie fürchten müssten. Zudem wurden bereits mehr als 40 Soldaten getötet, im Häuserkampf wären die Verluste der Armee noch weit höher.

jörn schulz