Kamasutra in Blau-Weiß

ich-ag der woche

Empörend ist es. Unglaublich. Und unfassbar. Die Zug­spitze wird noch vor Scham im Erdboden versinken und der Watzmann gleich mit. Ein neuer Skandal erschüttert Bayern, den Rotlichtbezirk der Republik. Es geht um niemand geringeren als den früheren Gesundheitsminister und heutigen Verbraucherschutzminister Horst Seehofer. Er, der zu gern Edmund Stoiber im Herbst als Vorsitzender der CSU beerben würde, ist nach seiner folgenreichen Affäre in Berlin schon wieder in Verruf gekommen. Im Namen aller anständigen Bürgerinnen und Bürger des Landes musste die Bild-Zeitung fragen: »Ist Seehofer ein Sex-Erpresser?«

Ganz sauber sind sie ja alle nicht, da unten in Bayern. Die First Lady trägt den Spitznamen »Muschi«, und eine Landrätin räkelte sich spärlich bekleidet mit Latexhandschuhen auf der Titelseite eines Hochglanzmagazins. Die Ehe ist nur noch auf dem Papier heilig. Je mehr ein Bayer zu sagen hat, je schlimmer ist’s. Der eine trieb es mit einer Schülerin, der nächste mit einer Skifahrerin. Und manch streng gläubiger Katholik vergaß im Liebesrausch alles – außer dass der Papst keine Kondome mag.

Wer selbst nichts zu bieten hat, sammelte die Geschichten der anderen. Dabei entstanden Dossiers, die dicker und abwechslungsreicher als das Kamasutra waren. Längst sind die in der Wahlbetrugsaffäre angewandten »Hohlmeier-Methoden« sprichwörtlich geworden. Mit gutem Recht könnte man auch von »Streibl-Methoden« sprechen, hatte der ehemalige Ministerpräsident seinen Parteikollegen doch schon während der »Amigo-Affäre« mit Enthüllungen gedroht. Oder eben von »Seehofer-Methoden«. Denn nunmehr soll der Bundesminister, wegen manch politischer Ansicht, die er vertritt, und wegen seines Privatlebens geschmäht, sich des Mittels bedient haben. »Ich weiß viel«, sagte er dem Stern, und dass er »Briefe von ehemaligen Geliebten von CSU-Politikern« besitze.

Mit dem Gammelfleisch wurde er noch spielend fertig. Über das nackte Fleisch könnte er zu Fall kommen.

elvira hieb