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»Der bold flag war kaputt, ich hab’ euch hier einen neuen gemacht.« Bekommen Sie von Ihrem Typo­grafen auch häufig solche kryptischen E-Mails? Bei uns kam das in letzter Zeit etwas öfter vor. Am Ende wurde es hektisch, das Jahrhundertprojekt Re-Design ging in seine entscheidende Phase. Über ein Jahr lang haben wir diskutiert, konzipiert, entworfen, verworfen, gestritten, gewerkelt und gebastelt, um Ihnen heute eine völlig neue Jungle World präsentieren zu können.

Und dieses Mal sieht Ihre liebste Wochenzeitung wirk­lich ganz anders aus. Wir sind sehr zufrieden, und wir hoffen, dass sie Ihnen auch gefällt. Wenn nicht: Gewöhnen Sie sich daran! Als erstes haben wir ein paar Teile – das Feuilleton, den Sport, das Dossier und die Comics – aus der alten Zeitung herausoperiert und in einen schicken und handlichen Magazinteil gesteckt: den »dschungel«. 24 Seiten geballte Kulturkompetenz mit viel Farbe im halben Berliner Format.

Auch sonst wurden einige Seiten hin- und hergeschoben, bis endlich alles passte. Aber Sie werden sich schon zurechtfinden. Eine Seite haben wir extra freigeräumt, um dort im wöchentlichen Wechsel Themen zu behandeln, von denen wir denken, dass sie bisher in der Jungle World zu kurz gekommen sind: Wirtschaft, Wissenschaft, Ökologie und Internettechnologie.

Überdies haben wir uns ein revolutionäres neues Bildkonzept ausgedacht. Wir wollen nicht mehr wie in jeder beliebigen Tageszeitung zu jedem beliebigen Text ein beliebiges Bild an das nächste reihen, so dass man das einzelne Foto gar nicht mehr sieht. Weniger Bilder sollen mehr Platz bekommen, damit sie den Raum haben, ihre eigenen Geschichten zu erzählen.

Und, jawohl, eine neue Schrift haben wir auch! Nach zehn gemeinsamen Jahren trennen wir uns etwas wehmütig von der guten alten Titelschrift, der Sun, mit der wir so viele gemeinsame Stunden verbracht haben. Unsere neue hat kräftige Serifen, heißt Floris und wurde ebenso wie die alte von Luc(as) de Groot entwickelt, der die Jungle World schon seit den ersten Tagen typografisch und gestalterisch begleitet hat. Die Floris heißt übrigens Floris nach Lucs Sohn. Und mit so viel Liebe ist sie auch gemacht. Wir finden sie wunderschön! Ein Vorläufer der Floris war kurze Zeit schon bei Le Monde in Frankreich im Einsatz. Für uns hat Luc(as) die Schrift weiterentwickelt, ihr eine Textschriftvariante zur Seite gestellt, Kapitälchen, Kursive, Ligaturen, proportionale Mediävalzahlen, angepasste Guillemets und sämtlichen Schnickschnack ’reingebaut, der das Layouterherz höher schlagen lässt. Und dafür und für alles andere muss man an dieser Stelle auch mal Danke sagen dürfen: Danke!