Die Schmach von Leipzig

von anna gärtner

Versailles, Stalingrad und Córdoba waren gar nichts dagegen. Erst nach der Schmach von Leipzig ist Christian Worch zu dem niederschmetternden Ergebnis gekommen: »Wir Deutschen waren mal ein Volk von Helden. Helden sind rar geworden in unserem Land! Leipzig war mal eine Heldenstadt. Helden sind auch in Leipzig rar geworden.«

Dass am Samstag bloß 36 Kameraden dem notorischen Aufmarschanmelder und Neonazi durch die sächsische Metropole hinterhertrotteten, muss für ihn ein harter Schlag gewesen sein. So hart, dass Worch 15 Veranstaltungen, die er prophylaktisch bis ins Jahr 2014 angemeldet hatte, auf einen Schlag absagte. Mit Leipzig ist er fertig. Die letzten Helden der Republik will er künftig in anderen Städten und Regionen suchen. Dort habe er Kameraden, »die nicht hinterhältig versuchen, mir in die Hacken zu treten«. Denn »erstens systematisch und zweitens auch hinterrücks« sei der Aufmarsch in Leipzig boykottiert worden. »Vermeintlich eigene Kameraden« hätten »in undeutscher Heimtücke« zunächst Termin, Thema und Wegstrecke vorgegeben und seien dann gar nicht erschienen. In einem mehrseitigen Lamento auf seiner Webseite hat der im Stich Gelassene seinen Kummer dokumentiert.

Dolchstoß hin oder her – Worch scheint einfach nicht mehr richtig geliebt zu werden. Seit die NPD und die so genannten Freien Kameradschaften sich aufeinanderzubewegen und ihre Mitglieder die Anweisung bekamen, nicht mehr ganz so viel herumzuprügeln, wurde es ruhiger um ihn. Denn Parlamente sind seine Sache nicht. Schließlich lernte er den Straßenkampf noch von der Pike auf, zusammen mit Michael Kühnen. Und ein Kampfhund will nun einmal zubeißen. Wenn Worch versucht, der kläglichen Veranstaltung partout etwas Positives abzugewinnen, wirkt er jedoch geradezu handzahm: »Wir kamen sogar dichter an das Völkerschlachtdenkmal heran als bei irgendeiner früheren Demonstration.«