Macht nichts!

Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Der letzte linke Student macht heute nichts. Warum, denkt sich der letzte linke Student nämlich, soll man immer was arbeiten? Ist es, denkt sich der letzte linke Student zudem, nicht sogar so, dass man, wenn man immer was macht, immer mitmacht? Gibt es, um genauer zu fragen, überhaupt ein Machen, das kein Mitmachen ist?

Diese Frage stellt sich der letzte linke Student, denn: er hat einiges über die Arbeitsgesellschaft gelesen. Und: hat gemerkt, dass die Arbeit nicht immer das ist, was wir wollen. Zwar: wollen wir Arbeit für alle. Denn: Arbeitslosigkeit ist ein Feind der Linken. Weil a): die Arbeitslosigkeit die Menschen vor den Fernseher setzt. Weil b): Arbeitslose kein Proletariat mehr sind, sondern ein Prekariat. Und ein Prekariat ist etwas Postmodernes und Diffuses. Und das Diffuse: ist gefährlich. Denn: das Diffuse macht die Begriffe kaputt. Das kannst du bei Elsässer und wo über­all noch. Und die Arbeitslosigkeit ist ein Feind der Linken, weil c): Fernsehen und das Diffuse zusammen machen die Arbeitslosen zu Faschis­ten. Das weiß sogar: die SPD.

Einerseits. Andererseits: ist die Arbeit ein gro­ßer Haufen Entfremdung. Und entfremdet: sind wir nicht mehr wir selbst. Sondern: wer anders. Und das heißt: man spürt seine eigene Seele nicht mehr. Und ist: erst recht diffus. Daher: hat der letzte linke Student beschlossen, nichts mehr zu machen. Auch nicht: ins besondere Notizbuch zu schreiben. Logo: das wird nicht immer so bleiben. Denn: manchmal muss man schon mitmachen! Aber: nicht immer. Jetzt zum Beispiel: nicht. Daher macht der letzte linke Stu­dent heute nichts. Und auch wir kriegen hier jetzt mal keine Lehre, sondern denken uns eben selbst eine aus.