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Die letzte Klappe 1

Zum Tod von Ingmar Bergman. Regisseure gelten als eitel und überaus überzeugt von ihrem eigenen Tun. Wenn also Filmemacher wie Mar­tin Scorsese, Woody Allen, Robert Altman, Francis Ford Coppola und Akira Kurosawa einen Kollegen zum »größten Filmregisseur aller Zeiten« küren, wiegt das besonders schwer. 1997 erhielt Ingmar Bergman auf den Filmfestspielen von Cannes diese Auszeichnung.

»Krise« heißt ein frühes Werk des Schweden von 1946. Den Krisen der bürgerlichen Existenz widmete er sich in den meisten Filmen. Stilistisch legte er sich dabei nie fest. Er inszenierte komödiantisch-leichte, aber auch tragische, durch raffinierte Beleuchtungstechniken gekennzeichnete Filme. Wer lachen möchte, sehe sich »Das Lächeln einer Sommernacht« von 1955 an, wer Schauder empfinden möchte, greife zu »Die Stunde des Wolfes« von 1968 und denke dabei noch einmal an Ingmar Bergman. Er starb in der vergangenen Woche im Alter von 89 Jah­ren. mst

Die letzte Klappe 2

Zum Tod von Michelangelo Antonioni. Es zeugt von der Bedeutung eines Films, wenn Kinos nach ihm benannt werden. So dürfte es unzählige »Casablancas« in deutschen Städten geben.

Kinos mit dem Namen »Blow up« gibt es nicht ganz so häufig. Aber dass sich Lichtspielhäuser nach Michelangelo Antonionis Werk von 1966 benannt haben, verwundert nicht. Der Film des italienischen Regisseurs war bei seinem Erscheinen inhaltlich und formal eine Sensation. 1967 wurde »Blow up« deshalb in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeich­net. Antonionis ebenso bekannter Film »Zabriskie Point« von 1970 bestach hingegen nur stilistisch. Das Roadmovie, das sich mit dem Scheitern der Revolte von 1968 beschäftigt, neigt doch sehr stark zur platten Propaganda gegen den American Way of Life.

1995 erhielt der 1912 geborene Regisseur einen Oscar für sein Lebenswerk. In der vergangenen Woche starb Michelangelo Antonioni, am selben Tag wie sein Kollege Ingmar Bergman. mst

Sonst gibt’s Krawalle!

Rebellischer Volksmusiker. Kaum ist die Aufregung um das G8-Treffen in Heiligendamm etwas abgeklungen, droht die nächste Protestwelle in Deutschland. Der Rädelsführer Heino fordert seine Anhänger und alle Freunde der Volksmusik auf, einen Euro der GEZ-Gebühren einzubehalten. Denn das ZDF hat die Sendung »Die lustigen Musikanten« abgesetzt.

Die Protestform, die Heino propagiert, ist natürlich recht harmlos. Aber in der Bild-Zeitung hat der Aufrührer mächtige Verbündete, die den Unmut radikalisieren könnten. Werden Marianne und Michael bald Geiseln nehmen? Die Wildecker Herzbuben als Suicide-Bomber? Schäuble, übernehmen Sie! mst

Vom Menü gestrichen

Fleischeslust. Den zahlreichen Varianten menschlicher Sexualität haben neuseeländische Forscher ein neues Phänomen hinzugefügt: vegan­sexuals. Auf sie stieß Annie Potts von der Canterbury University bei einer Untersuchung über »grausamkeitsfreien Konsum«. Vegansexuals begnügen sich nicht damit, auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten. Sie empfinden Abscheu, wenn sie sich sexuelle Kontakte mit einem Car­nivoren vorstellen. Bedenken hegen sie insbesondere, was den Austausch von Körperflüssigkeiten mit einem Fleischkonsumenten betrifft. »Ich möchte nicht intim sein mit jemandem, dessen Körper aus den Kadavern der Körper anderer besteht«, erklärt eine Veganerin. »Sex genügt nicht, um den Abscheu zu bekämpfen, den der Geruch toter Körper verursacht, die gekocht werden«, resümiert eine Vegetarierin, die mit einem Carnivoren zusammengelebt hat. Männer scheinen weniger wählerisch zu sein, mit einer Ausnahme waren alle bekennenden vegansexuals Frauen. js