Nachrichten

Zurück in die Zukunft

Der Bücherherbst. Die Literaturfreunde, die sich über das so genannte Sommerloch beklagen, könnten sich die Langeweile bald zurück wünschen. Denn Schreckliches droht im so genannten Bücherherbst.

Rüdiger Safranski feiert in seinem Buch »Romantik. Eine deutsche Affäre«, das im September erscheinen wird, das Fortleben »des Aufbruchs ins Grenzenlose und Geheimnisvolle«. Zwei Biografien über Heinrich von Kleist werden veröffentlicht. Erika von Borries hat die erste Biografie Wilhelm Müllers, des Autors der von Franz Schubert vertonten »Winterreise«, geschrieben.

An mancher Stelle herrscht Vorfreude. In der Welt jedenfalls lobt man das Interesse an der Romantik, die »sich dem Fortschrittsdiktat der Aufklärung verweigerte und dem Rationalismus nicht das letzte Wort überließ«. Und in seinem Befund hat der Autor dieser Zeilen leider recht: Zwischen der deutschen Gegenwart und der Romantik besteht in dieser Hinsicht eine »wirkliche Epochenverwandschaft«. mst

Ich bin aus Brooklyn, du Muschi!

Rabiate Rapperin. Foxy Brown mochte es schon immer heftig. Ihr erstes Album »Ill Na Na« von 1996 war nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch sehr hart und obszön. Auf ihren weiteren Platten hielt die Frau aus New York es ebenso. Als erste Rapperin erreichte sie mit einem Album den ersten Platz der US-Charts.

Volltreffer landet Foxy Brown seit längerer Zeit nicht mehr im musikalischen Bereich, sondern im Nahkampf. Sie wurde mehrfach wegen Körperverletzung verklagt. Im vorigen Oktober wurde sie zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Nun hat die Musikerin wieder zugeschlagen: In der vergangenen Woche warf sie einer Nachbarin ein Telefonbuch an den Kopf. Diese hatte sich über zu laute Musik in Browns Wohnung beschwert. Als Selbstermächtigungsstrategie einer Frau im Männerbusiness HipHop kann man Foxy Browns Prügeleien beim besten Willen nicht mehr durchgehen lassen. Deshalb von dieser Seite ein kleiner Appell: Rappen statt kloppen, Foxy Brown! mst

Neues aus der Vergangenheitsbewältigung

Theaterprojekt. Bei »Jud Süß« denkt man unweigerlich an Veit Harlans antisemitischen Propagandafilm von 1940. Der Titel kann aber zu Miss­verständnissen führen. Denn als Vorlage diente die gleichnamige Novelle von Wilhelm Hauff, nicht aber der in keiner Weise antisemitische Roman »Jud Süß« von Lion Feuchtwanger. Der Regisseur Die­ter Wedel plant, Feuchtwangers Buch als Theaterstück aufzuführen. Zur­zeit widme er sich der Frage, ob »Jud Süß« für die Bühne bearbeitet wer­den könne, sagte Wedel in der vorigen Woche in der Presse. Erscheine dies unmöglich, könne er sich aber auch eine Verfilmung des Stoffs vorstellen.

Am besten wäre es jedoch, Wedel nähme ganz andere Dinge in Angriff. Denn welche Version von »Jud Süß« die Deutschen am glaubhaftesten und besten finden, haben sie in den Jahren 1933 bis 1945 eindeutig bekundet. Noch dazu hat Wedel eine besondere Gelegenheit auserkoren, das Stück aufzuführen: die Nibelungen-Festspiele in Worms 2010. mst

Nicht lecker!

Kein Kauspaß. »Eine Überraschung wartet auf dich!« Der Satz zierte eine Kaugummipackung, die eine israelische Frau in der vergangenen Woche öffnete. Was sie hervorzog, hatte sie nicht erwartet. Auf einem Aufkleber war ein Nazi-Soldat mit einer Hakenkreuz-Armbinde abgebildet. Die Frau rief bei einer Zeitung an.

In einem Artikel wurde vermutet, es handle sich bei dem Nazi um »Red Skull«, den Widersacher von »Captain America« aus den Anfängen der Comic­serie. Da die in China hergestellten Kaugummis auf Arabisch beschriftet waren, könnte es aber auch sein, dass sie für arabische Länder bestimmt waren. Dort pflegt man bisweilen einen entspannten Umgang mit dem Hakenkreuz. mst