»Man muss positive Inhalte ins Netz stellen«

Der Zentralrat der Juden erwägt, die Betreiber des Internetportals Youtube zu verklagen, weil auf dem Forum unzählige Nazi-Propagandafilme zu sehen sind. Ein Gespräch mit David Gall von der jüdischen Internetseite Hagalil.com, deren Betreiber sich bei der Gründung zum Ziel gesetzt haben, rechtsextremer Propaganda im Netz etwas entgegenzusetzen.

Wird rechtsextreme Propaganda immer häufiger im Internet?

Es hat sich etwas verändert. Heute findet man die Nazipropaganda nicht mehr nur auf einzelnen rechtsextremen Seiten, die man möglicherweise abschalten kann. Die nazistischen Inhalte findet man inzwischen auch auf anderen Seiten, auf zahlreichen Blogs, wo sie sich mit nicht rein nazistischen Inhalten mischen.

Könnte man sagen: Die Nazis maskieren sich im Internet?

Das ist heute mehr der Fall als früher. Früher waren die meisten Naziseiten so deutlich, dass man sofort wusste, wo man sich befand. Wohl auch wegen der Strafverfolgung haben die Neonazis umgedacht. Mit ihrer neuen Strategie, in anderen Foren aufzutauchen, erreichen sie viel mehr Leute als früher. Etwa, wenn sie in Blogs auftauchen, in denen es vermeintlich um Tierschutz geht, und sie dann plötzlich dort ihre antisemitische Meinung kundtun.

Was kann man dagegen unternehmen?

Die einzige Möglichkeit besteht darin, alternative und positive Informations- und Kommunikationsangebote ins Netz zu stellen und so die Naziseiten zu verdrängen und Menschen durch Bildung und Wissen gegen die Hetze zu immunisieren.

Youtube wurde ja schon seit längerem auf das Problem aufmerksam gemacht. Warum haben die Betreiber nicht reagiert?

Auch wir haben zahlreiche Anfragen und Auseinandersetzungen mit Youtube gehabt. Es ist offenbar bei täglich Zehntausenden von Einträgen nicht möglich, alles zu begutachten und zu beurteilen. Es hilft nichts: Man muss in großem Ausmaß alternative Informationen verbreiten und Aufklärung gegen die Hetze betreiben. Alles andere würde ja auch das Internet kaputtmachen.