Nachrichten

Wer die Scholle nicht ehrt

Neonazis im Netz. Im vergangenen Jahr versuchte sich die NPD in der deutschen Ausgabe des Internetportals Youtube an einer Wochenschau. Das Unternehmen aber löschte die Propagandavideos. Nun profitieren die Rechtsextremen davon, dass Youtube ein internationales Angebot betreibt.

Wer auf der britischen Seite des Videoportals sucht, kann die Clips der »Volksfront-Medien« finden. Das »Nachrichtenprojekt von nationalbewussten Deutschen« wird von der hessischen NPD unterstützt. Es gibt auch ein Interview mit Frank Rennicke zu sehen. Der sich selbst als »nationaler Barde« bezeichnende Dilettant an der Gitarre singt zum Glück nicht. Er zeigt sich enttäuscht über seine Kameraden, die sich kinderlos in Großstädten dem Konsum hingäben, anstatt wie er mit Frau, Kindern und Kühen auf dem Dorf die heimatliche Scholle zu ehren. Und in der Tat: Würden sich alle Neonazis auf Bauernhöfen ab­rackern, bliebe ihnen wenigstens keine Zeit mehr für das Internet. mst

Der letzte Vorhang

Mord in Taschkent. Glaubt man dem vermeintlich aus Kasachstan stammenden Filmcharakter Borat, dann handelt es sich bei den Usbeken um fiese Gestalten. Aber letztlich muss man zugeben: Über Usbekistan weiß man eigentlich recht wenig.

So kam die Nachricht in der vergangenen Woche auch aus dem Nichts: Der jüdische Regisseur und Gründer des Ilkhom-Theaters, Mark Weil, ist in der usbekischen Hauptstadt erstochen worden. Er hatte 1976 in Taschkent eines der ersten unabhängigen Theater der Sowjetunion gegründet. Der 51jährige war dafür bekannt, eine enge Verbindung zur jüdischen Gemeinde zu pflegen. In seinen Stücken kritisierte er die derzeitige Regierung und die Homophobie in der islamischen Welt. Die usbekische Polizei vermutet antisemitische Gründe für den Mord.

In den vergangenen Jahren trat Weils Ensemble in Japan, Russland, den USA und auch Deutschland auf. mst

Seine größte Rolle

US-Präsidentschaftskandidat. Fred Thompson, ehemaliger Senator von Tennessee, und, wie es bei republikanischen Politikern nicht selten ist, gleichzeitig ein beliebter Schauspieler, gab als Gast in einer Talkshow kürzlich seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft bekannt.

Als Abtreibungsgegner, Kämpfer gegen die Homo-Ehe, Befürworter des Freihandels und Zweifler an der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung hat er politisch eigentlich alles in petto, was der republikanische Kandidat an sich so braucht. Doch vor allem lässt sein künstlerisch-schauspielerisches Talent auf die notwendigen Skills für den harten US-Wahlkampf hoffen. Zur Information eine kurze Filmografie: Thompson spielte in »Stirb Langsam 2«, »Flug durch die Hölle« oder auch »Das Gesetz der Macht« mit. Der Titel einer Fernsehserie könnte im Falle eines Wahlsieges auch zum Programm der Amtsperiode werden: »Law & Order«. jub

Summ, summ, summ!

Bienenvirus. Im vergangenen Frühjahr wurden in den USA ganze Bienenpopulationen von einer mysteriösen Krankheit dahingerafft. In den Staaten waren 23 Prozent aller Bienenstöcke betroffen. In der Zeitschrift Science haben Forscher der Pennsylvania State University in der vergangenen Woche ihre Ergebnisse veröffentlicht: Neben dem Befall durch Milben sei das »Israeli Acute Paralysis Virus« (IAPV), das bereits bei israelischen Bienen aufgetreten sei, für das Sterben verantwortlich. Man stelle sich die Schlagzeile vor: »Israelisches Virus tötet Bienenvölker!« Die Verschwörungsliteraten haben neue Arbeit. mst