Deutsches Haus

Zwei junge Männer griffen am Abend des 11. September in einer Straßenbahn in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) einen 33jäh­rigen Nigerianer und einen 39jährigen Liberianer an. Zunächst hatten die 21 und 22 Jahre alten Angreifer die beiden Afrikaner auf rassistische Art beleidigt, dann versuchten sie, auf den Nigerianer ein­zuschlagen. Der Angegriffene konnte sich zur Wehr setzen. Eine Polizeistreife, die den Vorfall bemerkt hatte, folgte der Bahn. Die Beamten nahmen die mutmaß­lichen Angreifer fest, die noch in ihrer Gegenwart rassistische Beleidigungen äußerten. Am nächsten Morgen wurden die Männer wieder frei gelassen. Sie seien der rechten Szene zuzuordnen und bereits wegen ähnlicher Delikte auffällig geworden. Ihre Vernehmung werde »zeit­nah erfolgen«, nur sei dies wegen des hohen Alkoholpegels der Festgenommenen nicht gleich möglich gewesen. Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und versuchter gefährlicher Körperverletzung. Am gleichen Abend randalierte ein Mann vor einer asiatischen Imbissstube in Schwerin (Mecklenburg-Vorpom­mern) und grölte rechtsextreme Parolen. Ein Polizeibeamter, der sich nicht im Dienst befand, schritt ein und wurde ebenfalls beschimpft sowie mit einem aus einem Beet gerissenen Holzpfahl bedroht. Der 27jährige Tatverdächtige konn­te wenig später in der Nähe festgenommen werden. Gegen ihn wird unter anderem wegen Volksverhetzung und versuchter Körperverletzung ermittelt. In der Nacht zum 8. September schlugen Jugendliche in Neuruppin (Brandenburg) einen 38jährigen Deutschen, weil er sich mit zwei Freunden, darunter einem Kanadier, auf Englisch unterhalten hatte. Die drei Männer befanden sich auf dem Neuen Markt, als sie von sechs Jugend­lichen beschimpft wurden. Einer von ihnen schlug dem 38jährigen ins Gesicht. Die Angegriffenen flüchteten in eine Gast­stätte und riefen die Polizei. Die Beamten erteilten Platzverweise. Da zwei der Jugendlichen der Anweisung nicht Folge leisteten, wurden sie in Gewahrsam genommen. Unter ihnen ist der mutmaßliche 19jährige Schläger, welcher der rech­ten Szene angehören soll. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung ermittelt. Ein Schwarzer hat in Wittenberge (Brandenburg) Anzeige gegen unbekannt gestellt. Er befand sich am Abend des 5. Sep­tem­ber in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Als er sich bückte, um seine Schnürsenkel zu binden, fiel ihm sein Pass aus der Brust­tasche. Nach seinen Angaben standen plötzlich zwei Männer neben ihm, die ihn mit den Worten »Ausländer raus« beschimpften. Einer von ihnen trat mit dem Fuß auf den Pass, nahm ihn an sich, riss zwei Seiten heraus und warf das Dokument in eine Pfütze. In der ersten Hälfte des Jahres 2007 haben sächsische Opferberatungsstellen 139 Übergriffe mit rassistischem oder rechtsextremem Hintergrund registriert. Das waren durch­schnittlich mehr als fünf pro Woche. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es rund vier pro Woche.

gs