Das zweite N

Platte Buch von Stefan Wirner

Was hat es nur mit diesen zwei Ns auf sich? Schwer zu sagen. Aber irgendwie passt der ­zusätzliche Buchstabe zum Material, mit dem die Band Tunng arbeitet. Denn in ihrem Sound tauchen noch weitere Elemente auf, die sich mys­teriös gebärden. Schon die Titel der Songs auf ihrem neuen Album »Good Arrows« geben Hinweise. Sie heißen »Bricks«, »Bullets«, »Spoons«, »Cans« oder »Wood«. Die akustische Gitarre, die an frühe Stücke von Pink Floyd erinnert, wird begleitet von einem Pfeifen und Piepsen, einem Geklapper von Kannen und Muscheln, das aus dem Nichts zu kommen scheint. Unvermittelt meint man, in der Wohnung des Nachbarn sei ein eigenartiges technisches Gerät eingeschaltet worden. Und zu diesen sehr sanft eingesetzten psychedelischen Klängen gesellen sich dann auch noch Klarinetten, Kalimbas oder ein schwer zu ortender Techno-Rhythmus. Und das Schöne daran: ­Tunng klingen nicht bemüht avantgardistisch, sondern minimalistisch und harmonisch.

Als »Folktronica« wird dieser rätselhafte Sound gerne bezeichnet. Hinter dem Namen »Tunng« verbirgt sich ein Kollektiv, das im Londoner Stadtteil Soho im Jahr 2003 von Mike Lindsay und Sam Genders ins Leben gerufen wurde. Die Besetzung kann von Auftritt zu Auftritt wechseln. »Es ist das post-rave Soundsystem-Ethos, nach dem jede und jeder nach seinen Fähigkeiten und Wünschen mitmachen kann«, schreibt die Band auf ihrer Homepage. Wer sich vom Klang des zweiten Ns überzeugen will, kann Tunng am 4. Oktober im »Pretty Vacant« in Düsseldorf und am 5. Oktober im »Waschhaus« in Potsdam sehen.

Tunng: Good Arrows. Full Time Hobby / Play it Again Sam.