Shop the pain away!

Platte Buch von sonja eismann

Radiohead betitelten 1997 ihre musikalische Eintrittskarte in die Welt des Fricklertums »OK Computer«. Cherry Sunkist knöpft sich zehn Jahre später gleich das ganze Universum vor. »OK Universe« heißt das Debütalbum von Cherry Sunkist bzw. Karin Fisslthaler, das auf dem neuen Wiener Label 22. Jahrhundertfuchs erscheint.

Die Musikerin aus dem österreichischen Linz fragt eher skeptisch, wie okay das Universum ist. Mit Synthesizer, Gitarre, Drum-Computer und vor allem ihrer häufig beinahe schmerzlich verzerrten Stimme bewegt sich Fisslthaler zwischen dem quietschigen Pop-Appeal, der ihrem von einem Softdrink entlehnten Künstlerinnennamen gerecht wird, und einer eher düs­teren Kritik an Gendernormen: Zu scheppernden und melodiösen Synthiesounds wird der Fetisch der Liebe als riesiger Kuchen imaginiert, der so süß ist, dass die sich daraufstürzende, bulimische Lady kotzen muss. Als Role Model taucht Peaches auf. Cherry Sunkist verweist in »Control« auch direkt auf die Kanadierin. Während bei ihr der Schmerz noch weggefickt werden soll, verschreibt Cherry Sunkist die berühmte »Retail Therapy«: »Shop the pain away!« Aber auch wenn man im Ringen um die Beschreibung der Musik von Künstlerinnen gerne andere Frauen heranzieht und Fissl­thaler die Vorbildfunktion von Musikerinnen wie Kevin Blechdom nicht verneint, ist der Vergleich ungenügend. Das Universum von Cherry Sunkist ist vor allem ganz eigen.

Cherry Sunkist: OK Universe (22. Jahrhundertfuchs)