Animal Farm

Platte Buch von Anne Haeming

Spot und Millie gehören zur Ära US-amerikanischer Präsidenten wie Vater und Sohn Bush, Putin hat seinen Labrador Koni und Schröder einen Terrier namens Holly. Es sind die so genannten first dogs, die ersten Hunde des Landes. Hunde als Accessoire der Mächtigen und somit als Emblem der Macht haben Tradition. Schon Karl V. ließ sich mit Hund an seiner Seite malen. Die Tiere sind bekannt als treue Gefährten, die als Fährtenleser und mit geschärften Sinnen gute Dienste leisten. Kein Wunder, dass Poli­tiker sich mit diesen Attributen schmücken wollen.

Tiere und Politik – eine Verbindung, die die Kulturwissenschaftler Anne von der Heiden und Joseph Vogl in ihrem Aufsatzband »Politische Zoologie« beleuchten lassen. Die Beiträge widmen sich einer politischen Interpretation von Goethes redegewandtem Strategen »Reineke Fuchs«, untersuchen die Logik von Herden- und Schwarmverhalten, sie kommentieren das Phänomen von Austernwirtschaft und benennen die Fledermausfigur Batman als Abschreckungsparadigma. Eine gewisse Süffisanz ist manchen Texten nicht abzusprechen. So thema­tisiert etwa der bekanntermaßen tieraffine Thomas Macho die Kategorien von guten und schlechten Hirten. Und Margarete Vöhringer fragt in ihrem Beitrag hintersinnig, wie Pavlov es schaffte, dass seine Hunde auf bestimmte Reize reflexartig reagierten, obwohl es doch eigentlich gar keinen Grund gab. Ein Buch, das echtes Grundlagenwissen vermittelt – für Wähler wie Gewählte gleichermaßen.

Anne von der Heiden, Joseph Vogl (Hg.): Politische Zoologie. ­Diaphanes, Berlin 2007. 373 Seiten, 29,90 Euro