Das große Off

Klick it! Von Maik Söhler

Feinde des Internet, aufgepasst! Freunde des Internet, seid achtsam! 2010 bricht das Netz zusammen. Das behauptet zumindest eine Studie des US-Marktforschungsinstituts Nemerts. Denn bis dahin sollen die ohnehin schon riesigen Datenpakete, Videokonferenzen, E-Learning-Programme, Milliarden Videos, Fotos und ausgelagerte Speicher so viel Platz einnehmen, dass nichts mehr geht. Schon heute, so rechnet Nemerts vor, erzeuge allein die Videoplattform YouTube pro Monat 27 Petabytes an Datenverkehr – 27 Millionen Gigabytes. Im Jahr 2007 sollen die Web-Inhalte um 161 Exabytes angewachsen sein.

Man hört sie schon freudig murmeln: Netzhasser, Buchdeckelklapperer, selbst ernannte Ju­gend- und Sprachschützer, Freunde der Hochkultur, Chefredakteure von Printmedien, bibel­treue Christen, Vertreter teurer Lexika, Naturverliebte und alle anderen, denen das Internet als Hort von Entfremdung galt.

Was kann man tun, damit diese Untoten weiterhin ein Dasein am Rande führen? Sollen wir YouTube und Sevenload boykottieren? Alle Fotos aus Flickr abziehen und wie Oma zum guten alten Fotoalbum greifen? Müssen wir gar unser Mailprogramm aufräumen? Nichts da – kein Fußbreit dem Offline-Faschismus! Wehret den Anfängen.com! Geschich.de wird gemacht, es geht voran. Wo bleibt eine militante Anti-Offline-Bewegung (Antioff)?

Zum Glück ist in Wirklichkeit alles ganz anders, und die so genannte Studie entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als Lobby-Papier der so genannten Internet Innovation Alliance und einiger Telekommunikationsunternehmen, die im Netz mehr Macht haben und mehr Geld verdienen wollen. Also keine Panik, das Ende des Netzes naht nicht. Es geht nur um ganz normalen Kapitalismus.

www.internetinnovation.org/