Lehrt Wahres!

Der letzte linke Student Von Jörg Sundermeier

»Nein«, sagt der, der sich noch immer Kommunist nennt. »Nein, so darfst du nicht argumentieren.« Nun: der letzte linke Student darf nur, was er sich erlaubt. Und er erlaubt sich nur: was er sich gut zurechtgelegt hat. Zurecht legt sich der letzte linke Student: das Richtige.

Folglich sagt der letzte linke Student: »Wieso nicht? Jeder Angriff auf den Iran unterstützt die Amerikaner. Und die sind unsere Feinde, bas­ta. Je­des Ausbrechen aus dem Freund-Feind-Schema unterminiert das klare Denken. Was das heißt, ist ja klar.« Dem, der sich noch immer Kommunist nennt, ist aber nicht alles klar. Folglich: muss es der letzte linke Student sagen. Er sagt: »Wenn das klare Denken unterminiert ist, ist die Linke am Arsch.« Wupps, das: hat gesessen.

Der, der sich noch immer Kommunist nennt, sagt daraufhin nichts. Und der, der noch immer der letzte linke Student ist: begreift. Er begreift: im Iran geht es einigen nicht gut. Wir denken an: Frauen, Juden, Schwule. Denn: die werden unterdrückt und aufgehängt und noch was Fieses. Das sicher: ist falsch. Aber: deswegen Amerikaner zu werden, ist nicht richtig! Das kann man: begreifen, wenn man dialektisch denkt. Der, der sich noch immer Kommunist nennt, allerdings ist: homosexuell. Daher ist er: Teil einer Lobby. Wie Frauen und Juden auch. Lobbys aber: denken undialektisch. Und stattdessen: nur an sich. Der, der sich noch immer Kommunist nennt, ist also aus Egoismus gegen den Iran. Das ist: nachvollziehbar. Es ist aber auch: unver­zeihlich. Dennoch: der letzte linke Student wird den, der sich noch immer Kommunist nennt, nicht aufgeben. Er lässt ihn: lernen. Und auch wir sollten begreifen, dass es nicht immer nur nach unserer Pfeife gehen darf!