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Plötzlich heißen alle Mohammed

Islamismus. Jetzt reicht’s aber, befand der Muslimische Rat in Großbritannien und riet im Umgang mit dem jüngsten Blasphemiestreit um den Propheten Mohammed zu, man höre und staune, Gelassenheit. Es geht um einen Spielzeugbär namens Mohammed, den die britische Lehrerin Gillian Gibbons im Sudan von ihrer Klasse hatte taufen lassen. Wegen Verunglimpfung des Propheten landete sie für zwei Wochen im Gefängnis von Khartum. Einer ihrer Schüler namens Mohammed sagte inzwischen aus, dass nicht die Lehrerin, sondern er den Namen gewählt habe. Auf die Frage, »wie soll der Teddy heißen, Mohammed?« habe er gesagt, »Mohammed«.

Die Behandlung der Lehrerin sei »schändlich«, empörte sich der Generalsekretär des Rates in London, Bari, und forderte den sudanesischen Präsidenten auf, die Farce zu beenden. Es sei doch klar, dass die Lehrerin nicht die Absicht gehabt habe, den Islam zu beleidigen, meinte Bari, der mit Vornamen wie?, genau!, Mohammed heißt. her

Wanted: Bauern und Bestatter

Apropos Verunglimpfung. Einer, der Verunglimpfung sieht, wo beim besten Willen keine zu erkennen ist, ist der Chef des Bauernverbandes Gerd Sonnleitner. Er wähnt die deutschen Landwirte in den Schmutz gezogen, und zwar ausgerechnet durch die Kuppel-Show »Bauer sucht Frau« auf RTL, die mit sensationellen acht Millionen Zuschauern ein Quotenhit ist. Die Bauern würden als einsame Trottel präsentiert, die nicht wüssten, wie sie sich benehmen und an eine Frau kommen sollen, meinte Sonnleitner. Dabei geht das Daten jetzt erst richtig los. Dem­nächst sollen auch andere schwer vermittelbare Berufsgruppen in TV-Dating-Shows berücksichtigt werden. Pro Sieben castet bereits ledige männliche Bestatter im Alter zwischen 30 und 50. Auch Kanalarbeiter auf Freiersfüßen sind im Gespräch. Ob das Konzept in der Schublade verschwindet oder eine Show draus wird, steht noch in den Ster­nen. her

Tanz nicht den Reog-Ponorogo !

Reog Ponorogo, wer hat ihn erfunden? Der Reog Ponorogo ist ein tra­di­tioneller Tanz in Asien, um den derzeit heftig gestritten wird. Die Indonesier beanspruchen das Copyright und beschuldigen Malaysia, den Tanz für die eigene Landesfolklore gehijackt zu haben. Malaysia hatte den Tanz, bei dem Männer mit Tigermasken und zwei Meter hohen Pfauenrädern auftreten, für ein touristisches Werbevideo genutzt. So geht’s nicht, fanden die organisierten Reog-Ponorogo-Tänzer und gingen auf die Straße. Als Diebstahl bezeichnete der Chef ihres Verbandes bei einer Protestkundgebung in Jakarta das Video. Es handele sich um indonesisches Kulturgut. Der Verband fordert den Abbruch der diplomatischen Beziehungen, sollte sich Malaysia nicht entschuldigen. »Ich bin sehr wütend«, erklärte ein 19jähriger Demonstrant, der 16 Stunden Busfahrt auf sich genommen hatte, um an der Kundgebung teilzunehmen. »Sie eignen sich unsere Kultur an.« her

Kritische Politiker-Körpersprachen-Forschung

Wissenschaft. Es ist noch nicht alles erforscht, es sind noch Geheimnisse vorhanden. Wen ausgerechnet der Habitus von Politikern interessiert, darf sich freuen. Wie stark der Einfluss des Nonverbalen bei den Volksvertretern ist, wollen Wissenschaftler jetzt genauer ergründen. Bei einer Tagung in Mainz in dieser Woche sollen erste »weiße Flecken« dieser Forschung »kartografiert« werden, sagte der Sprachwissenschaftler Josef Klein. Bislang gebe es über das Zusammenspiel von Sprache, Gestik und Mimik bei Politikern nur pseudowissenschaftliche Spekulationen. Angesichts der immer wichtiger werdenden Polit-Talkshows und TV-Duelle wachse das Interesse an einer gründlichen Untersuchung, begründete Klein den dringenden Aufklärungsbedarf. her