Ich will spielen!

Klick it! Von Maik Söhler

Da stehen also ein, zwei, drei, vier Personen – Erwachsene, wohlgemerkt –, die stehen da mitten im Raum und rudern in der Luft herum. Sie brüllen, stammeln, und manchmal stöhnen sie wie einst Monica Seles auf dem Court. Sie hampeln in einem fort, Mobiliar droht zu Bruch zu gehen, zwei Gläser sind bereits vom Tisch gehampelt worden, die Scher­ben bleiben liegen, niemand hat Zeit, sie zu ent­sorgen, es steht 15:40 im entscheidenden zweiten Satz. Wer nun den Aufschlag vergeigt, verliert mit Sicherheit. Höchste Konzentration, alle Kraft im rechten Arm sammeln – und los. Der Aufschlag sitzt. 30:40. Und die Lampe ist kaputt.

Es geht auch ruhiger. »Mercury Meltdown Revolution«. Eine Quecksilberkugel sein. Sich teilen, den Gefahren trotzen, Wege suchen und finden, überall lauern Feinde und Fallen, sich neu zusammensetzen, gnadenlos abstürzen oder das Ziel erreichen. Wie im richtigen Leben. »Sims 2 – Gestrandet«. Das tägliche Überleben sichern. Einsam sein dürfen. Die Ruhe bewahren. Simple Kommunikation. Das Menschenrecht auf Dummheit.

Genug geruht. Nun kommt Boxen. Voll auf die Zwölf. Echter Schmerz in einer virtuellen Welt. Der Schmerz der Niederlage. Noch mal. Und noch mal. Ich krieg’ den Wichser schon noch klein. Wenn jetzt einer durchs Fenster schaut, muss er denken, dass ich ein manischer Irrer bin, einer von denen, die am Hermannplatz hektisch auf Leute zurennen und wirr von Begegnungen der dritten Art erzählen. Wie wär’s mit Golf? Nein, das geht gar nicht, das sollen andere machen. Bald kommt »Civilization Revolution«. Die USA niedermachen, Deutschland abschaffen, Atombomben auf den Iran – ganz wie man will, hier geht’s.

Ich mache jetzt Schluss. Ich will eine Wii-Konsole. Ich will nur noch spielen.

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