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Peacenik im Bärenfell

Turner-Preis. »Baby Killers« oder »Support our troops, bring them home« ist auf den Plakaten zu lesen, die die Jury des bedeutenden Turner-Preises jetzt in den Adelsstand einer Kunst »von historischer Bedeutung« erhoben hat. Mit dieser Begründung erhielt der britische Künstler Mark Wallinger die begehrte Auszeichnung für seine Installation »State Britain«, die sich gegen den Irak-Krieg richtet. Originell? Nicht wirklich, es handelt sich dabei um den exakten Nachbau eines Friedenscamps mit 600 Plakaten, das der Kriegsgegner Brian Haw vor dem Parlament in London aufgestellt hatte. Haw war mit seinem Plakat-Wald von dem prominenten Platz vertrieben worden. Der findige Nachbauer, der jetzt um 35 000 Euro reicher ist, wurde in Berlin mit einer Performance (»Sleeper«) in der Neuen Nationalgalerie bekannt, in der er zehn Nächte als Bär verkleidet umherwanderte. Mit dem Bären-Video hatte er sich 2004 schon mal für den Turner-Preis beworben, war aber nicht gegen den Konkurrenten Jeremy Deller angekommen. her

Trend: Schaufeln

Luftgitarre. Es funktioniert mit Besenstielen und Staubsaugern und auch ohne Hilfsmittel. Und in Japan auch mit Schaufeln. Der neueste Trend für Möchtegern-Rocker heißt »Schaufelgitarre«. In Japan fand jetzt das erste Welttreffen der Schaufelrocker statt. Rund 40 Teilnehmer bildeten die Avantgarde beim Contest in der nordjapanischen Provinz Aomori. Mit der einen Hand packt man den Stiel, mit der anderen schlägt man die Schaufelfläche mittels Flaschenöffner an. Das macht Krach und versetzte die 400 Zuschauer in Hochstimmung. Nach Angaben des Veranstalters gibt es etwa 1 000 Schaufel-Spieler, allerdings soll sich das ändern. Schaufelspielen soll genauso prominent werden wie die Luftgitarre. her

Frankreich-Bashing

Kulturkampf. Nach Godard nichts mehr los in der Gegenwartskultur? Frankreichs Kulturschaffende sind extrem verärgert über eine Titelgeschichte des Time Magazine. Darin heißt es, dass die französische Kultur ihre besten Zeiten hinter sich habe und den Anschluss an die Popkultur verloren und, schlimmer noch, nie gefunden habe. An zahlreichen Beispielen wird nachzuweisen versucht, dass Frankreich keine überragenden Kulturvertreter mehr aufbieten kann. Der Romanautor Maurice Druon, Mitglied der Académie Francaise, bezeichnete den Artikel als eine »perfide Attacke«. Alle paar Jahre überkomme die USA ein anti-französisches Fieber, das eines ihrer großen Medien dann der Welt mitteile. Der Figaro nennt den Text ein »eilfertiges Urteil, mehr nostalgisch als wirklich objektiv«. Auch die ansonsten aufgeschlossene Libération weist die Kritik zurück, räumt aber immerhin ein, dass Frankreich eine gewisse Tendenz zur Nabelschau habe und nicht recht zur Kenntnis nehmen will, dass sich die Welt immer schneller drehe. her

Ketzerisch oder langweilig?

Blasphemie. Es gibt gute Gründe, sich nicht den Film »Der goldene Kompass« mit Nicole Kidman anzusehen, der als vorweihnachtliches Fantasy-Premium-Event an den Kassenerfolg des »Herrn der Ringe« anschließen soll. Der »Ringe«-Saga das Wasser reichen, kann er aber nicht. Andere Gründe macht die Kirche in den USA geltend. Katholiken und Protestanten haben vor der Verfilmung des Romans von Philip Pulman gewarnt. Die Katholische Liga warf den Produzenten einen Großangriff auf das Christentum vor. Gläubige sollten den Film daher meiden. Der evangelikale Verband Focus on the Family findet den Film »ketzerisch«. In dem Film mit Nicole Kidman und Daniel Craig entführt eine Institution namens Magistertum Kinder, um an ihnen Experimente durchzuführen. Regisseur Chris Weitz hatte bewusste Bezüge zur katholischen Kirche eingeräumt. Bereits der Roman wurde von christlichen Verbänden heftig kritisiert, weil er gegen die römisch-katholische Lehre verstoße. her