Wir müssen reden

Kosmopoliten trifft man da, wo man sie nicht vermutet. von bov bjerg
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Sie gelten als intelligent, clever, verschlagen. Man sagt ihnen nach, sie seien wohlhabend. Raffgierig. Wie von Geisterhand landen sie in den einflussreichsten Positionen. Banker, Wirtschaftsbosse, Nobelpreisträger.

Sie sind über die ganze Welt verbreitet. Sie haben überall ihre Finger drin. Ihr Einfluss in den USA ist gewaltig, vor allem an der Ostküste. Sie sind die Kosmopoliten schlechthin.

Ein heikles Thema, sicher. Doch wir können die Fakten nicht einfach ignorieren. Wir müssen reden: über die Schwaben.

In der schwäbischen Diaspora erzählt man sich eine Geschichte. Columbus rummst mit seinem Schiff an eine Küste. Er hat Amerika gefunden. Am Strand springen die Indianer auf und ab, trommeln zur Begrüßung und winken recht freundlich. Auf dem Deck drängelt sich die Mannschaft. Ein Matrose boxt sich durch nach vorn zur Reling, schaut hinunter und ruft: »Isch au ebbr vo Bêblenga dô?« Übersetzt: »Stammt jemand von euch aus Böblingen?« Vom Strand schallt es zurück: »Vo Bêblenga et, abbr vo Sendlfenga!« Aus Böblingen nicht, aber aus Sindelfingen.

Nicht jeder Schwabe kann über diese Anekdote lachen, zu entlarvend ist sie. Doch wer darüber lacht, ein halblautes, siegesgewisses Keckern, der gehört mit Sicherheit zu ihnen.

Es ist doch so: Die Welt ist eine Modellbahnanlage, im Märklin-Maßstab H0, und alle einflussreichen Positionen sind mit ihnen besetzt. Die bösen wie die guten. Der Einflussreichste: Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt (Uhingen). Während der die unteren neun Zehntel schurigelt, steuert Hermann L. Gremliza (Tübingen) den denkenden Teil der Opposition. Perfekte Aufgabenteilung.

Droben im Überbau hat es sich Horst Köhler (Ludwigsburg) gemütlich gemacht. Ein Job, den sie ohnehin gepachtet zu haben scheinen. Heuss? Brackenheim! Weizsäcker? Stuttgart!

Die Spionage ist ihr ureigenstes Metier. Hier entfalten ihre Verstellungskünste ihre ganze zersetzende Kraft. Klaus Kinkel und Markus Wolf leiten zur gleichen Zeit BND und HVA. Angeblich feindliche Geheimdienste an der Strippe von zwei Hechingern! Zufall?

Wir blättern weiter zurück im H0-Geschichtsbuch. Wir sehen Einstein (Ulm) in Princeton rechnen, Brecht (Augsburg) in Santa Monica schreiben und Mengele (Günzburg) in Auschwitz morden. Hegel und Daimler! Gudrun Ensslin und Kurt Gscheidle!

»Manche« (Harald Schmidt, Nürtingen) sagen, die Schwaben seien in ihrer Allgegenwart allenfalls den Juden vergleichbar. Das klingt zunächst plausibel. Doch nehmen wir ein Titelbild des Stern aus dem vergangenen Sommer: »Sex in Israel«. Das fetzt. Das legt der Völkische Voyeur sich gerne auf den Nachtkasten.

Dagegen ein Titel wie, nur mal als Beispiel: »Nackig in Heilbronn«. Wer will das lesen oder gar sehen, außer denen in Neckarsulm?

Etwas allerdings haben diese beiden wichtigen kosmopolitischen Gruppen tatsächlich gemeinsam. Zum einen den Selbsthass, natürlich. Zum anderen die ewig strittige Definition. Wer gehört eigentlich dazu? Anders gefragt: Ist es tatsächlich was Genetisches? Oder ist es am Ende doch nur ein Glaubensbekenntnis?