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Die Leser lieben Mutter Erde

Landlust. Der Auflagenstatistik deutscher Druckerzeugnisse zufolge ist ein Magazin sehr erfolgreich: Landlust. Das Heft für »die schönsten Seiten des Landlebens« hat seine Auflage innerhalb eines Jahres um etwa 140 Prozent auf 260 000 Exemplare erhöht.

Landlust erscheint zweimonatlich und wartet in der aktuellen Ausgabe mit diesen Themen auf: »Astscheren im Test«, »Unser Boden – Mutter Erde«, »Schmortöpfe zum Aufwärmen« und »Winterfell – Im Pelz der Kälte trotzen«. Neben der Anleitung zum Sockenstricken und dem Plädoyer, Briefe wieder mit »Feder und Tinte« zu schreiben, bestechen solche Sätze: »Begriffe wie Mutterboden oder Mutter Erde machen deutlich, wie sehr wir den Boden schätzen.« Der Lobpreis der deutschen Scholle, der Handarbeit und des von modernem Ballast befreiten Lebens in der Einöde findet doppelt so viele Käufer wie das Manager-Magazin. Der Manager in der Limousine ist also out. Der Bauer im Winterpelz ist in! mst

Feuer frei!

HipHop und Gewalt. Auch im deutschen Gangster-Rap wird seit der vergangenen Woche scharf geschossen. Auf den Rapper Massiv wurden in Berlin drei oder vier Schüsse abgegeben, er wurde an der Schulter verletzt. Im internationalen Vergleich liegt Massiv nicht allzu schlecht: 2Pac wurde 1996 mit acht Kugeln ermordet. Sein Rivale Notorious B.I.G. wurde mit sieben Schüssen getötet. Äußerst zäh ist der derzeitige Oberpate des Gangster-Rap, 50 Cent. Er wurde niedergestochen und von neun Kugeln getroffen, lebt aber immer noch. Dem Absatz ist zwar der tödliche Ausgang zuträglich. Massivs demnächst erscheinendes Album »Ein Mann, ein Wort« wird sich aber dennoch ganz prächtig verkaufen. mst

Das Ei des Kusturica

Filmfestival. Eigentlich ist es ja sehr löblich, ein »Grab für schlechte Filme« einzurichten. »Live free or die hard«, den vierten Teil der »Stirb-langsam«-Reihe darin zu versenken, spricht durchaus auch für filmischen Sachverstand.

Der Regisseur Emir Kusturica eröffnete in der vergangenen Woche in seinem Wohnort Drvengrad in Serbien mit dem Begräbnis ein neues Filmfestival. Filmstudenten aus zwölf Ländern traten mit Kurzfilmen zu einem Wettbewerb um das Goldene, Silberne und Bronzene Ei an. Vorsitzender der Jury war Peter Handke. Zur Eröffnung reiste auch der serbische Premierminister Vojislav Kostunica an. Dass die Veranstaltung angesichts des Jurors und des hohen Ehrengastes eine patriotische Note erhielt, verwundert bei Kusturicas proserbischer Gesinnung nicht unbedingt. Aber vielleicht hätte er, um den historischen Tatsachen Genüge zu tun, eher einen deutschen Film begraben sollen als einen amerikanischen. Auswahl gäbe es genug. mst

Der Teppich bleibt leer

Autorenstreik. Die Gewerkschaft der US-amerikanischen Drehbuchautoren (WGA) hat die Verleihung des Golden Globe sabotiert. Das große Schaulaufen der Filmprominenz auf dem roten Teppich ist ebenso ausgeblieben wie der Werbeumsatz für die Fernsehsender. Nicht nur das dürfte für vier große Unternehmen ausschlaggebend gewesen sein, ihrerseits zu drastischen Maßnahmen zu greifen: Sie haben die Verträge mit mehr als 65 Autoren gekündigt.

Zudem beginnen bei 20th Century Fox Television, CBS Paramount Network Television, NBC Universal und Warner Bros. Television im Januar üblicherweise die Planungen für neue Serien und Shows. Bisher lagen wegen des andauernden Streiks der Autoren aber keine Skripte vor. Die Unternehmen dürften durch die Kündigung der Verträge aber nicht die Bereitschaft der Autoren zu Verhandlungen erhöht haben, sondern eher die Wahrscheinlichkeit, dass die Schreiber auch die bevorstehende Verleihung der Oscars boykottieren. mst