Die zweite Runde

In Dänemark wurden drei Männer festgenommen, die angeblich einen Zeichner der umstrittenen Mohammed-Karikaturen töten wollten. von kerstin eschrich

Ein Auto und 21 000 Euro hat ein islamischer Geistlicher aus Pakistan vor zwei Jahren als Kopfgeld auf die dänischen Zeichner der Mohammed-Karikaturen ausgesetzt. Vergangene Woche wurden in Dänemark nun drei Personen festgenommen, denen vorgeworfen wird, die Ermordung des dänischen Zeichners Kurt Wester­gaard geplant zu haben. Die Mordpläne waren der dänischen Zeitung Jyllands-Posten zufolge schon relativ konkret. Demnach planten zwei Tunesier und ein Däne, Westergaard in seinem eigenen Haus zu töten.

Der 73jährige hatte den Kopf des Propheten mit einem Turban in Form einer angezündeten Bombe gezeichnet. Die Karikatur war zusammen mit mehreren anderen satirischen Mohammed-Zeichnungen in der Jyllands-Posten erschienen. Vor zwei Jahren waren in diversen Ländern Tausende Muslime auf die Straßen gegangen und hatten de facto für Zensur und Unterdrückung der Meinungsfreiheit randaliert.

Aus Solidarität und als Symbol für die Meinungsfreiheit druckten 15 dänische und eine schwedische Zeitung die Karikaturen am Dienstag vorige Woche nach. »Die Zeitung verdient bedingungslose Solidarität, wenn sie mit Terror bedroht wird«, lautete dazu der Kommentar in der linksliberalen Zeitung Politiken. Das rief nun wiederum die unvermeidlichen Islamisten auf den Plan, die in Gaza und Pakistan die Verurteilung der Zeichner und eine Entschuldigung verlangten und dänische Fahnen verbrannten. Auch das iranische Regime rief die Regierung auf, gegen »derartige neue Beleidigungen« vorzugehen.

Umstritten ist indessen, ob auch Jugendliche in Dänemark, die sich bereits seit einigen Tagen Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten und Schulen, Hauseingänge und Autos in Brand steckten, in islamistischer Manier die Karikaturen als Beleidigung halluzinierten. »Eine Kombination aus Langeweile, Irritation über die steigende Präsenz der Polizei und der erneute Abdruck der Mohammed-Karikaturen könnten eine Erklärung für die anhaltenden Unruhen sein«, schrieb Jyllands-Posten in der vergangenen Woche. »Nichts wird einfacher, wenn die Karikaturen wieder erscheinen«, sagte auch der Kopenhagener Sozialarbeiter Khalid al-Subeihi.

Die Krawalle hatten am Sonntag vor einer Woche im Kopenhagner Stadtteil Nörrebrö begonnen. Die Jugendlichen, zumeist mit migrantischem Hintergrund, werfen der Polizei Rassismus vor. Neuerdings ist es etwa den Sicherheitskräften erlaubt, in Kopenhagen in Vierteln mit einem hohen migrantischen Anteil stichprobenartig Menschen nach Waffen zu durchsuchen. In der Nacht zum Montag sind die Unruhen fast abgeflaut. Die Polizei begründet dies mit dem Ende der Winterferien.