28.02.2008

Mehr Platz für Nazis

von amelie werner

Ja, gibt es in Mügeln denn nun eine rechte Szene oder nicht? Gotthard ­Deuse (FDP), der Bürgermeister von Mügeln, weiß bekanntlich nichts von rechten Strukturen oder Gruppierungen im Ort. Trotzdem schlug er vor, dass der einzige linke Jugendclub auch von rechten Jugendlichen genutzt werden solle. Das tat er bei einem Treffen im Rathaus mit den Betreibern des Clubs, als dieser noch offen war.

Sicher ist, dass es in Mügeln ab sofort keinen linken Jugendclub mehr gibt. Denn das »Free Time Inn« wurde kürzlich von der Stadtverwaltung geschlossen. Der einzige Freiraum für nichtrechte Jugendliche in der Stadt ist somit nicht mehr existent. »Von heute auf morgen« seien die Türschlösser des Clubs ausgetauscht worden und die Jugendlichen hätten »auf der Straße« gestanden, schrieben Mitglieder des Betreibervereins in einer Presseerklärung. Sie glauben, dass die Stadt nach Gründen gesucht hat, um den Club zu schließen, und sprechen von einem »Feldzug gegen links«.

Vielleicht ist der arme Bürgermeister aber auch bloß wieder missverstanden worden. Nachdem im August 2007 im sächsischen Mügeln ein Mob von 50 Deutschen acht Inder über den Marktplatz gejagt und versucht hatte, in die Pizzeria einzudringen, in der sich die Inder in Todesangst verbarrikadiert hatten, waren die Medien in hinterhältiger Weise über Deuse hergefallen und hatten versucht, das Ansehen des Orts zu verunglimpfen. Als ihn die Presse im Hinblick auf die »Ausländer raus!«-Rufe in der Tatnacht mit den Worten zitiert hatte: »Solche Parolen können jedem mal über die Lippen kommen«, war sogar sein Rücktritt gefordert worden.

Nur die neurechte Zeitung Junge Freiheit ließ ihn in einem Interview über die »tiefe Kluft, die bei uns zwischen Medien und Volk entstanden« sei, jammern. Er betonte, wie stolz er darauf sei, Deutscher zu sein, und klagte: »Warum dürfen nicht auch wir mal unseren Nationalstolz zeigen?« Solche Äußerungen sind zum Glück unmissverständlich.