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Matte trotz Platte

Probleme im Alter. In keinem anderen Genre gibt es so viele unumstößliche Regeln wie im Metal. Das Solo, die Double-Bass, der grimmige Blick – und die Mähne, auch »Matte« genannt. Langes Haar gehört einfach mit dazu, ein ganzes Subgenre, der so genannte Hair Metal (Poison, Europe), brachte die vorher undenkbarsten Langhaarfrisuren hervor (Dauerwellen mit Strähnchen).

Doch Metaller sind halt auch nur Menschen bzw. im Normalfall Männer, und als solche haben sie mit den üblichen Problemen wie Prostata oder, na ja, Haarausfall zu kämpfen. Entweder man macht es wie Metallica und schneidet sich das Gestrüpp ab, oder wie Blaze Bayley, Interimssänger von Iron Maiden. Der wirbt in Musikmagazinen seit neues­tem für Haartransplantationen und gibt Fotos seines Hinterkopfes für Vorher/Nachher-Betrachtungen her. Der Mann schenkt also einer ganzen Subkultur Hoffung, Matte trotz Platte, so lautet seine Message an alle Metaller, und: Headbangen geht auch im Alter noch. Aha

Some bands are bigger than others

Listen. Immer wieder neue Listen sollen eine neue Ordnung der Dinge bewerkstelligen. Wo aktuelle Popkultur nur noch um sich selbst kreist, ist es folgerichtig, dass sie sich auch permanent neu selbst bewertet. Die englische Musikzeitschrift Mojo hat dementsprechend in der unnachahmlichen Manier englischer Musikzeitschriften die großartigsten Indieplatten, nein, natürlich die großartigsten britischen Indieplatten, zusammengesucht.

Platz Eins gebührt demnach »This Charming Man« von The Smiths, auf den nachfolgenden Plätzen finden sich frühe Singles, Maxis oder LPs von The Jesus And Mary Chain, Orange Juice, The Fall, My Bloody Valentine und Joy Division. Die üblichen Verdächtigen halt. Aha

Jetzt mit noch mehr Internet

De:Bug. Das Berliner »Magazin für Musik, Medien, Kultur, Selbst­beherr­schung« wurde erneut gerelaunched. Noch nicht lange ist es her, dass das Magazin das für eine Zeitschrift eigenwillige Format einer Tageszeitung hinter sich gelassen hatte, nun wurde sogar das Großformat aufgegeben, und jetzt sieht die De:Bug aus wie jede andere Zeitschrift auch. Damit lässt sie sich einfach besser in den Kioskregalen einordnen.

Auch inhaltlich hat sich mit der aktuellen Märzausgabe wieder etwas verändert. Mehr »elektronische Lebensaspekte« werden versprochen, längere Texte, und auch das sinnlose Bewertungssystem bei den Plattenrezensionen, das außer der vollen Punktzahl nichts kannte, fällt weg. Früher sprach die De:Bug Menschen an, die sich wegen ihrer Technobegeisterung für Maschinen und Jungszeug interessierten, jetzt läuft es eher umgekehrt. Aha

Alles kommt zurück

Portishead. Wie sehr die Popbranche darbt, lässt sich auch daran ablesen, mit welch fiebriger Erwartung das neue Album eines echten Produkts der Neunziger, der TripHop-Band Portishead aus Bristol, erwartet wird. Überall wird spekuliert und vorgehört, das für den April anberaumte Berlin-Konzert ist längst ausverkauft, obwohl die Frage einfach noch nicht letztgültig geklärt ist: Bringt’s die Band überhaupt noch einmal?

Anfang der Neunziger hatte sie zwei Alben veröffentlicht, von denen vor allem das erste, »Dummy«, ein Klassiker ist. Eine derart morbid elegante, elektronische und dabei zitathafte Musik, die sich aus HipHop, Soul, Folk und Jazz speiste, hatte man vorher nicht gehört. Schön. Schön war’s. Aber braucht man das deswegen noch einmal? Oder erfinden sich Portishead wider Erwarten gar völlig neu? Mehr im April. Aha