68 in Oberhausen

68 in Oberhausen

Vor vierzig Jahren: großes Achtundsechziger-Kino auf den Kurzfilmtagen in Oberhausen.

Hellmuth Costards Wettbewerbsbeitrag »Besonders wertvoll« zeigt einen sprechenden Penis, der über das damals verabschiedete Filmförderungsgesetz räsoniert. »Nicht zu fördern sind Filme, die gegen die Verfassung oder Gesetze verstoßen oder das sittliche oder religiöse Gefühl verletzen«, zitiert der Phallus aus dem Gesetz. Die Festivalleitung weigert sich, den Avantgardestreifen zu zeigen, obwohl ihn die Auswahlkommission, der u. a. Enno Patalas und Uwe Nettelbeck angehörten, bereits angenommen hatte. Jurymitglied Peter Handke zeigt sich mit Costard solidarisch und legt sein Amt nieder. Auch die meisten deutschen Regisseure ziehen ihre Filme zurück. Es wird diskutiert, geraucht, Erklärungen werden verlesen und Bündnisse geschlossen. Festivalleiter Hilmar Hoffmann greift durch und sorgt dafür, dass die Filmtage trotz schärfster Proteste über die Bühne gehen.