Assads Geheimnis

»Nicht für friedliche Zwecke« sei der mit nordkoreanischer Hilfe gebaute geheime Atomreaktor nahe der syrischen Stadt al-Kibar gedacht gewesen, glaubt die CIA. Die israelische Luftwaffe hat die Anlage bereits im September vergangenen Jahres bombardiert. Den US-Angaben zufolge ähnelte der syrische Reaktor der nordkoreanischen Atomanlage Yongbyon. Zudem lasse sich aus den vorliegenden Satellitenbildern schlussfolgern, dass die Anlage zum Herstellen von waffenfähigem Plutonium geeignet gewesen wäre. Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Mohammed El Baradei, hingegen hält es nach Prüfung der Satellitenbilder durch Experten für unwahrscheinlich, dass es sich um eine Atomanlage gehandelt habe, da die für solche Einrichtungen typischen Sicherheitsvorkehrungen fehlten. Der syrische Präsident Bashar al-Assad bezeichnete die Anlage als ein nicht mehr genutztes militärisches Gebäude.
US-Kongressabgeordnete kritisierten, dass ihnen die brisanten Informationen bislang vorenthalten wurden. Die Regierung gab an, sie habe auf die Veröffentlichung verzichtet, da sie einen Vergeltungsschlag des syrischen Militärs gegen Israel befürchtete. Möglicherweise hängt das Timing mit dem Stocken der Verhandlungen über die Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms zusammen. Die Veröffentlichung könnte von Hard­linern in den USA als Beweis gewertet werden, dass Nordkorea kein vertrauenswürdiger Verhandlungspartner ist. Oder sie soll die zögerlichen Nordkoreaner unter Druck setzen. Allerdings könnte auch Assad gemeint sein, dem manche Experten unterstellen, er unterstütze das iranische Atomwaffenprogramm, das allerdings Erkenntnissen der US-Geheimdienste zufolge derzeit nicht vorangetrieben wird. rs