Der rote Bischof

Er wurde von der katholischen Kirche suspendiert und erhielt zahlreiche Morddrohungen. Dennoch hat der emeritierte Bischof Fernando Lugo Méndez es geschafft, die seit über 60 Jahren andauernde Herrschaft der Konservativen in Paraguay zu beenden. Seine Gegner hatten ihm Verbindungen zur kolumbianischen Guerillagruppe Farc unterstellt und ihn als Antichrist tituliert, doch mit seinem Mitte-Links-Bündnis erreichte er über 40 Prozent der Stimmen. 40 Prozent beträgt der Bevölkerungsanteil der Paraguayaner, die mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen müssen. Bereits als Geistlicher hatte Lugo sich für die Belange der Bauern und Landlosen eingesetzt, allerdings ohne Erfolg. Ausgehandelte Kompromisse scheiterten an der Ablehnung der von Großgrundbesitzern dominierten Regierung. Dies habe ihn zu der Einsicht gebracht, dass er selbst in die Politik gehen müsse, sagte Lugo.
Lugo wird häufig mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez verglichen. Er selbst möchte sich von Chávez und anderen linken Regierungspolitikern Lateinamerikas eher abgrenzen. Deren sozialistische Ideen begrüßt er zwar generell, beklagt allerdings einen »Mangel an Pluralismus« an ihrem politischen Führungsstil. Der »rote Bischof« oder auch »Bischof der Armen« ist ein populistischer Befreiungstheologe, sein Ziel ist eine Demokratisierung des Landes, bei der jedem Bürger ein Recht auf Partizipation zugestanden werden soll. Nicht nur den Konservativen Paraguays missfällt diese Haltung. Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation, verurteilte die Haltung des Priesters als zu revolutionär. Nun regiert Lugo einen größeren Staat als Ratzinger. Sofern die Konservativen es zulassen. Noch immer gibt es in Paraguay Morde an Regimekritikern. Großgrundbesitzer und transnationale Konzerne, die in großem Maßstab Gensoja anbauen lassen, dürften besorgt sein, dass der »rote Bischof« es mit der Landreform und der Korruptionsbekämpfung ernst meinen könnte.