Alle sitzen im selben Zug

Norbert Hansen war ein Gewerkschafts­führer, wie ihn das Kapital kaum besser hätte erfinden könnte. Weil man das, was er als Vorsitzender der Bahngewerk­schaft Transnet sagte und tat, ohnehin kaum von dem unterscheiden konnte, was sein Freund Hartmut Mehdorn, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, zu sagen und zu tun pflegt, hat ihn das Unternehmen als Arbeitsdirektor engagiert.
»Selten hat ein Gewerkschaftschef so klar für die Interessen eines Unternehmensführers geworben wie Hansen«, schrieb die FAZ bereits vor knapp einem Jahr. Denn Hansen, Mitglied der SPD, galt seit langem als einer der wenigen Befürworter der Privatisierung des Unternehmens auf der Seite der Beschäftigten.
Der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) warf er in der vergangenen Tarifrunde überzogene Lohnforderungen vor und schimpfte über deren »sinnlose Streiks«. »Das schafft Unkollegialität und dient nicht dazu, im Sinne des Kunden ein optimales Dienst­leistungsergebnis zu erbringen«, sagte er. Während die böse GDL die Bahn mit elf Prozent mehr Lohn und um eine Stunde verkürzten Arbeitszeiten beutelte, begnügte sich seine Transnet vorbildlich mit bescheidenen 4,5 Prozent.
Und während Hansen sich bereits um seinen Wechsel vom Auf­sichtsrat in den Vorstand der Bahn AG gekümmert haben dürfte, handelte er im Zusammenhang mit der Privatisierung etwas aus, was er als »Garantie für die Sicherung der Beschäftigten« bezeichnete. Aber selbst wenn er von einer »Garantie für die Gewähr der Sicherung des Schutzes der Beschäftigten« gesprochen hätte: Konkrete Vereinbarungen sucht man in dem Vertrag, der einen Kündigungsschutz bis zum Jahr 2023 garantieren soll, vergeblich.
Transnet, die in der ZDF-Sendung »Frontal21« im Herbst als »Gewerkschaft am Gängelband« bezeichnet wurde, »begrüßte« den Wechsel Hansens, der in seiner Freizeit Motorrad fährt. Kein Wunder, denn man versteht sich ja blendend.