Messer an der Kehle

Der äthiopische Präsident Meles Zenawi hatte sich alles einfacher vorgestellt. »Nachdem die Hauptarbeit getan war, glaubten und hofften wir, die Situation würde uns einen Rückzug erlauben. Doch dieser Glauben und diese Hoffnungen erfüllten sich nicht«, sagte er im November 2007, knapp ein Jahr nach dem gemeinsamen Einmarsch seiner Truppen mit Soldaten der Übergangsregierung in Somalia. Beinahe täglich kommt es zu Straßenkämp­fen mit islamistischen Milizen, am Freitag starben sieben Menschen beim Angriff auf den Konvoi des Innenministers. In Djibouti finden erneut Friedensverhandlungen statt, allerdings ohne den Kriegsgegner, die Islamisten. Nach Schätzungen der Uno flohen im vergangenen Jahr 600 000 Bewohner aus Mogadishu, rund 6000 Zivilisten wurden getötet. In den vergangenen Wochen protestierten hungernde Einwohner, weil sich die Preise für Mehl und Reis seit Jahresanfang verdoppelt haben.
Nun kritisierte auch noch Amnesty International (AI) Zenawis Truppen. AI wirft allen Konfliktparteien, aber insbesondere den äthiopischen Soldaten sowie den somalischen Regierungstruppen, Vergewaltigungen, Tötung von Zivilisten, Folter und willkürliche Verhaftungen vor. Als eine besonders brutale Form des Tötens wird das »Ziegenschlachten« aufgeführt, bei dem Personen die Kehle durchgeschnitten wird. Die äthiopische Regierung bezeichnet die Vorwürfe als eine »komplette Lüge« und verlangt eine Entschuldigung. Der von ihr unterstützte somalische Premierminister Hassan Hussein erklärte es für notwendig, »jedem mit Krieg entgegenzutreten, der die Gewalt bevorzugt«. AI fordert eine Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen und stärkeren Druck der »internationalen Gemeinschaft« auf die von ihr unterstützte Übergangsregierung. rs