»Die meinen es ernst«

Seit längerem sieht sich Rainer Sauer den Anfeindungen von Neonazis ausgesetzt. Mittlerweile wird der Gewerkschaftssekretär aus Bocholt, der auch Kreissprecher der Linkspartei ist, mit dem Tod bedroht.

Warum haben Sie den Hass der Neonazis auf sich gezogen?

Ich bin der ehemalige Sprecher der Bürgerinitiative »No Nazis. Bocholt stellt sich quer!« Wir haben erfolgreich gegen Nazis demonstriert und 5 000 Stimmen für ein Verbot der NPD gesammelt.

Seit wann werden Sie bedroht?

Es ging im September 2007 mit wöchentlichen Eierwürfen gegen das Haus meiner Familie los. Im November haben Neonazis unser Auto umstellt. Ich konnte mit meiner Frau aber entkommen. Am 11. Januar haben sie unser Haus um kurz nach Mitternacht belagert. Am 12. Januar kamen Fahrzeuge vor das Haus, die von 15 Vermummten begleitet wurden, die Sprechchöre brüllten.

Seit wann erhalten Sie Morddrohungen?

Kurz vor Pfingsten wurde auf Youtube ein Video mit meinem Konterfei und rechter Hetzmusik veröffentlicht. Am Pfingstmontag erschien eines, in dem mein Gesicht, ein Maschinengewehr und der Schriftzug »Anti-Antifa-Network« zu sehen waren. Ein anonymer Anrufer sagte zu mir: »Wir kriegen Sie. Wir machen Sie alle. Ich sage nur: neun Millimeter.« Außerdem habe ich einen Brief erhalten. In ihm steht unter anderem: »Wir werden euch ausrotten.« Da war mir klar: Die meinen es ernst.

Wie verhält sich die Polizei?

Nachdem ich um Polizeischutz gebeten hatte, hieß es, man müsse prüfen, ob eine Morddrohung vorliege. In der vergangenen Woche ließ ein Polizeisprecher in unserer Lokalzeitung durchblicken, dass es keinen Anlass gebe, Polizeischutz zu gewähren.

Erhalten Sie Unterstützung aus der Öffentlichkeit?

Mehr als 2 000 Menschen haben in einer Unterschriftenliste, die man unter www.kein-fussbreit-den-faschisten.de findet, ihre Solidarität erklärt. Und viele aus der Gewerkschaft, der Bürger­initiative, der Partei und etliche Bürger haben angeboten, uns mit einer Wache vor dem Haus zu helfen.