Christoph Daum und die Schwulen

Die letzte Bastion

Daum kennt sich mit Schwulen aus.

»Habemus Daum!« Das hatten die Fans des 1. FC Köln im November 2006 auf ein Transparent geschrieben. Es war nicht übertrieben, denn Herr Daum beliebt zu päpsteln. »Gegen jegliche Bestrebungen, die gleichgeschlechtlich ausgeprägt sind«, wolle er vorgehen, gab er in dem ihm eigenen Satzbau von sich. »Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es einige, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben. Kinderschutz geht mir aber über alles.« Es ist das alte, eklige Klischee vom Schwulen, der hinter der Hecke auf kleine Jungs lauert, das Herrn Daum gefällt. Seine Wortmeldung irritiert, schließlich hat doch die deutsche Gesellschaft von Patrick Lindner und Ramona Leiß gelernt, dass Schwule und Lesben sich kaum von Marianne & Michael unterscheiden.
Aber der deutsche Profifußball präsentiert sich als letzte Bastion des heterosexuellen Mannes. Wo sogar in die italienische Mafia und die deutsche Bundeswehr Frauen eingedrungen sind und es sogar in der katholischen Kirche offen schwule Pfarrer gibt, da will sich der Fußball behaupten. Dabei könnte auch Christoph Daum wissen, dass überall, wo Menschen leben, auch homosexuelle Menschen sind, und dass es auch in der Bundesliga schwule Profis gibt. Einige werden von Boulevardjournalisten erpresst, der Druck, der auf ihnen lastet, ist enorm. Unter der ständigen Angst, entdeckt zu werden, sollen diese Spieler Höchstleistungen bringen. Solch einen psychischen Druck kann nur aushalten, wer ihn kompensiert – zum Beispiel indem man Zerrbilder seiner Neigung zeichnet, um sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass man dazugehört. Es ist ja keine neue Erkenntnis, dass es schwule Schwulenhasser gibt. Damit dieser Selbsthass geringer ausfällt, reden sie sich ein, dass sie sich, um das von Daum in die Debatte eingeführte Beispiel aufzunehmen, ja nicht an Jungs vergehen.
Von Daum hat die Öffentlichkeit ja noch in Erinnerung, dass er sogar seinen Kokainkonsum derart überzeugend vor sich selbst versteckte, dass er ohne Not einer Haaranalyse zustimmte. Kurz vor seinem Kokain-Outing galt Daum als bester Fußballtrainer Deutschlands, er schien unangreifbar. Heute ist er mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga aufgestiegen und gilt in der Stadt, die doch auch einen Ruf als deutsche Schwulenstadt hat, wieder als unangreifbar. Habemus Daum? Wenn dieses Transparent mal vor einem Club mit Regenbogenfahne hinge, wäre der Fußball vielleicht besser.