»Es gab eine Milch-Strip-Parade«

Die Bauern protestieren gegen die niedrigen Milchpreise. Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) hat in der vergangenen Woche zu einem Lieferboykott aufgerufen. Hunderte Landwirte blockieren zudem Molkereien in ganz Deutschland. Die Pressestelle des BDM beurteilt die Lage.

Wie viele Molkereien werden blockiert?

Die genaue Zahl wissen wir nicht. Unser Verband selbst hat ja nicht zu den Blockaden aufgerufen. Die passieren einfach.

Die Polizei hat schon einige Blockaden geräumt. Was droht den Bauern rechtlich?

Im Prinzip könnte es teuer werden. Aber die Bauern und die Molkereien arbeiten seit Jahrhunderten zusammen. Sie werden sicher ein Arrangement finden, um Regressforderungen von Hunderttausenden Euro an einzelne Bauern zu vermeiden.

Das Kartellamt prüft den Aufruf Ihres Verbands zum Milchlieferstopp und wird vielleicht eine Klage einreichen.

Da warten wir ab, was das Kartellamt und die Anwälte sagen.

In den Niederlanden hat ein Bauer einen Swimmingpool mit Milch gefüllt. Planen Sie auch derartige Werbemaßnahmen?

Der Umgang mit Lebensmitteln ist eine sensible Geschichte. Da kippt die öffentliche Meinung schnell. Bei uns kamen unbeschreibliche Bilder von Bauern an, die ihre nicht an die Molkereien gelieferte Milch auf unglaubliche Art entsorgt haben. Es gab zum Beispiel eine Milch-Strip-Parade. Wir möchten lieber vermitteln, dass es die Bauern schmerzt, wenn sie ihre Milch auf dem Hof lassen.

Was fordern Sie von den Molkereien?

Wir wollen einen Grundpreis von 43 Cent für den Liter Milch und eine flexible Mengensteuerung. Je mehr Milch auf dem Markt ist, desto weniger ist der Liter wert. Mit der Menge auch den Preis zu steuern, wäre eine Aufgabe, die die Bauern gemeinsam mit den Molkereien angehen müssten. Es wäre ein Systemwechsel, wenn die Bauern als Marktteilnehmer mitbestimmen dürften.