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»Linke Wochenzeitung verkauft.« So lautete letzte Woche eine Tickermeldung. Was haben wir uns gefreut! Doch leider: Nicht wir wurden durch den Verkauf unserer Zeitung unfassbar reich und bekommen neue iMacs, sondern unsere Kollegen von der »Ost-West-Wochenzeitung« Freitag. Ein paar hunderttausend Euro hat deren neuer Besitzer Jakob Augstein hingeblättert, wie viele genau, will er lieber für sich behalten. Ein wenig neidisch sind wir ja schon. Warum will uns niemand kaufen? Ein paar hunderttausend Euro könnten wir schließlich auch ganz gut gebrauchen. Sogar konkret ausgearbeitete Ideen, wie wir das Geld sinnvoll anlegen würden, hätten wir bereits. Unsere Feuilletonredakteurin etwa würde gerne mit Sack und Pack »an den Stadtrand ziehen« und dort einen Swimmingpool hochziehen lassen.
Überhaupt ist unter den Kollegen eine große Lust spürbar, eine Nummer größer zu residieren und sich das harte Redakteursleben zu versüßen. Sich als »rasende Reporterin durch die Welt schicken lassen«, etwas derart Strapaziöses strebt eigentlich nur eine unserer Auslandsredakteurinnen an. Aber selbst sie möchte dabei nur in den besseren Hotels absteigen. Der Betreuer des Thema-Ressorts träumt dagegen von einem Fuhrpark und von einer Sonnenterrasse mit Liegestühlen, während der Inlandsredakteur sich bereits eine »Kantine mit Gourmet-Chefkoch« ausmalt und eine »feinsortierte Redaktionsbar«. Desweiteren ist die Rede von »Sekretärinnen und Sekretären«.
Sich aufkaufen zu lassen, vielleicht ist das wirklich der Weg zum Glück. Unseren Kollegen vom Freitag jedenfalls wird versprochen, dass sie nun eher mehr als weniger Arbeitsplätze bekommen. Toll! Das, was dem Freitag da blüht, das muss er wohl sein, der »Kapitalismus mit menschlichem Antlitz«. Der einzige Preis, den der Freitag für die freundliche Übernahme zu zahlen hat, scheint die Schaltung von Werbung zu sein, die, so wurde verlautbart, künftig möglich sein werde. Denn im Freitag verirrten sich bislang nicht deswegen so wenige Anzeigen, erfährt man nun verwundert, weil niemand welche schalten wollte, sondern weil diese als Teufelszeug abgelehnt wurden.
An alle da draußen: Wenn Sie uns schon nicht kaufen wollen, dann notieren Sie sich: Wir haben nichts gegen Teufelszeug.