»Das ist leicht daher gesagt«

Um Staus zu vermeiden und den Benzinverbrauch zu senken, sollen LKW auf Autobahnen nicht mehr überholen dürfen. Diesen Vorschlag hat der Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am vergangenen Wochenende gemacht. Der Stauforscher Michael Schreckenberg hat den Lehrstuhl für die »Physik von Transport und Verkehr« an der Universität Duisburg-Essen inne und äußert sich zu den Plänen des Ministers.

Wie sinnvoll ist denn die Forderung nach einem generellen Überholverbot für LKW?
Ein Überholverbot gibt es ja schon längst. Ohne es gäbe es wilde, für PKW-Fahrer unangenehme Überholvorgänge. Die LKW müssen ja immer »just in time« ankommen, da wird nah aufgefahren, da besteht großer Stress.
Der Bundesverkehrsminister behauptet: Man verhindert Staus, indem man das Überholverbot für LKW ausweitet.
Das ist leicht daher gesagt.
Sind die LKW denn die Hauptursache für Staus?
Nein, das Überholverbot hat mit den Staus nichts zu tun. Ein Stau entsteht, wenn sich die Geschwindigkeit auf zehn bis 30 Stundenkilometer verringert. Wenn die Autos zum Stillstand kommen, haben sie eine Anfahrtsverzögerung von zwei Sekunden. Dann gibt es Stau. Wenn Autos nur noch 80 statt 130 Stundenkilometer schnell fahren können, weil vor ihnen ein LKW überholt, ist das kein Stau. Das ist eine Behinderung, ein Zeitverlust und eventuell ein Sicherheitsrisiko.
Der Verkehrsminister möchte den Benzinverbrauch verringern. Welches Verhältnis besteht denn zwischen Spritverbrauch und Stau?
Der Verbrauch im Stau ist deutlich geringer als während der Fahrt. Proportional zur Zeit, die man im Stau steht, verbraucht man dennoch Benzin. Weniger Staus würden den Verbrauch verringern und auch Zeit sparen.
Welche Autobahnen sollte man denn meiden?
Zum Beispiel die A100 in Berlin, den Großraum München, den Großraum Frankfurt, das Ruhrgebiet und auch Hamburg.