Geile Stromfresser

Der Letzte macht den Elektrokamin aus

Der Letzte macht das Licht aus, heißt es. Und das bedeutet, dass ganz am Ende, ­bevor der Letzte abtritt, das Licht noch brennt. Ist das nicht ungeheuer beruhigend in Zeiten des drohenden Energie-Kollapses? Ganz zum Schluss, als allerletztes, wird nicht etwa noch das Glas ausgetrunken, das Wasser abgestellt oder das Bett gemacht. Nein, der finale Akt des Menschen bzw. der Menschheit ist es, den Strom abzudrehen. Elektrizität brauchen wir aber auch für so viele andere absolut notwendige Dinge, die wir uns von Ökospinnern und Klimaspießern nicht madig machen lassen. Hier eine kleine Übersicht über geile Stromfresser, die der Letzte, alternativ zum Licht, genau so gut ausmachen könnte.
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Eiswürfelmaschine. 16 Eiswürfel kann man, nach stundenlangem Warten, mit einem üblichen Eiswürfelbehälter erzeugen. So kommt die Hausparty nie in Schwung, die Mädels suchen schnell wieder das Weite – und wir bleiben allein, der Sommer ist versaut.
Großbild-Plasmafernseher. Der Kleine Hobbit ist auf einem normalen Fernsehgerät ein winziger Hobbit, der Pferdeflüsterer ein Ponyflüsterer, die »Titanic« eine Nussschale. Menschen ohne Großbild-Plasma-TV denken heute noch, Lahm hätte Torres überholt und Deutschland zum EM-Titel geschossen. Peinlich!
Spülmaschine. Ohne sie wäre jede WG ein Sodom und Gomorrha, jede Betriebsküche ein Kriegsschauplatz, jeder Singlehaushalt ein Slum. Der Menschheit drohten Verwahrlosung, Verrohung, Barbarei.
Stand-by. Ist wie das Leben. Das kann man auch nicht einfach zwischendurch mal ausknipsen. Rote Lämpchen bestätigen uns, dass wir bzw. unsere Stereoanlagen, Fernsehgeräte usw. noch am Leben sind. Puh!
Beheizter Swimmingpool. Wer auf den Malediven wohnt, kann darauf verzichten, doch nicht alle Menschen können dort leben (99 Prozent Wasser, ein Prozent Land!). Im Geiste der universellen Menschenrechte (bzw. globalen sozialen Rechte) ist der beheizte Swimmingpool unverzichtbar.
Wäschetrockner. Sicher, auf den ersten Blick wirkt es bizarr. Man schafft sich ja auch keinen Blumenwachser an. Blumen wachsen einfach, und auch Wäsche trocknet von selbst. Aber Zeit ist Geld, und Geld wird immer knapper. Es geht um Lebenszeit, sprich um unser Leben!
Side-by-side-Kühlschrank. Er ist drei Meter hoch, breit wie ein Scheunentor, kann Eiswürfel und Eiswasser zubereiten, Musik machen, redet mit dir, und ein Fernseher ist auch schon drin. Selbst für die Oma ist Platz. Wenn man die Tür offen lässt, hat man genug Licht für die ganze Wohnung. Besser kann es im Paradies auch nicht sein.
Elektrische Zahnbürste. 1789 gab es noch keine elektrischen Zahnbürsten. Als George Washington damals Präsident der Vereinigten Staaten wurde, hatte er nur noch einen Zahn. So wird man heute nicht mehr Präsident!
Heizlüfter. Öl wird knapp, das Gas brauchen wir für die Heizpilze, und Kohlen aus dem Keller hochschleppen wollen wir auch nicht mehr. Zum Heizlüfter gibt es also gar keine Alternative.
Solarium. 8 760 Stunden hat das Jahr, aber nur an rund 1 000 Stunden scheint hierzulande die Sonne. Das bedeutet: Ohne Solarium müssten wir 88,58 Prozent unseres Lebens im Schatten verbringen. Massenhafte Depressionen wären die Folge.
Massagesessel. Ob nun der liebe Gott oder Charles Darwin: Irgendein Spinner hat uns mit viel zu kurzen Armen ausgestattet. Außerdem hat nicht jeder eine Partnerin oder einen Partner, die oder den er unbezahlt für solche Dienstleistungen einspannen kann.
Elektrokamin. In der Großstadt liegt nun mal kein Holz vor der Tür, das man verfeuern könnte. Ein Recht auf gemütliches Kaminknistern im Wohnzimmer haben aber auch Stadtmenschen. Außerdem gut fürs Klima: kein Feuer, kein Rauch, kein Ruß, weniger CO2.
SDR-3x. Der 50 cm große Roboter kann Fußball spielen und tanzen. Ohne Fußball und Tanz wäre die Welt ein sehr trauriger Ort. Aber stellen Sie sich vor, Sie müssten das andauernd selbst tun! Dazu hat man ja nun auch nicht immer Lust.
Akku-Schrauber. Allein für die Holzachterbahn im Freizeitpark Tripsdrill (am 28. April in Betrieb genommen) wurden eine Million Schrauben verbaut. Dazu kommen die Knochen von rund 60 000 verletzten Skifahrern in Österreich pro Jahr. Von Hand ist das alles nicht mehr zu bewältigen.
Sprudelmatte. Hat die Erfindung der Badewanne erst zur Vollendung gebracht. Und damit die Zivilisation. Der Whirlpool für die Unterschicht, der erste Schritt auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft. Kommunismus für zuhause!
Handventilator. Echter Lebensretter! Nachdem im Sommer 2003 in Frankreich rund 11 000 Menschen an der Hitzewelle gestorben waren, wurden kleine Handventilatoren zum absoluten Verkaufsschlager. Im vergleichbar heißen Sommer 2006 starben dann nur 2 065 Franzosen an der Hitze.
Pürierstab. Wer gerne kocht, der weiß: Ohne ihn hat alles keinen Sinn. Über 10 000 Umdrehungen in der Minute schafft so ein kleiner Handmixer. Zum Vergleich: Die Erde schafft nur 0,000694.
Elektrischer Dosenöffner. Wer gerne kocht, der weiß: Ohne ihn hat alles keinen Sinn. Schlimm: Mitten in Deutschland verhungern immer wieder Kinder, die keinen elektrischen Dosenöffner besitzen.
Mikrowellenherd. Viren, Bakterien und solches Getier nisten sich gerne in Spül- und Putzlappen ein. Legt man diese zwei Minuten in einen Mikrowellenherd, werden rund 99 Prozent aller Keime abgetötet. Man bedenke: 17 bis 20 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit an Infektionskrankheiten. Zu viel!
Handkreissäge. Dicke Oberarme sind ja gern gesehene Gliedmaßen, also kann, wer mag, die Bohlen auch mit der Ritsche-Ratsche-Säge zerlegen. Will man sich auf diese Weise jedoch zum Beispiel eine Arche bauen (Erderwärmung!), müsste man vermutlich (wie Noah) 950 Jahre alt werden. Aber wie, ohne Rente?
Open-Air-Konzerte. Stadionkonzerte der Stones zum Beispiel verschlingen für Lautsprecher, Schein­werfer usw. so viel Strom wie eine Kleinstadt im ganzen Jahr. Gut, auf die Stones können wir vielleicht verzichten, aber ohne Open-Air-Konzerte wäre die Welt ein großes Talibanistan.
Elektrische Pfeffermühle. Früher mussten wir unsere beiden Hände widernatürlich in entgegengesetzte Richtungen drehen. Das hat den ganzen Biorhythmus durcheinandergebracht. Schlafstörungen, Stress und Krieg waren die Folgen.
Epiliergerät. Rund 300 000 Haare hat der Mensch jenseits des Kopfs am Körper. Selbst wenn man nur eine Sekunde pro Haar benötigen würde, um es von Hand auszureißen, wäre man dreieinhalb Tage beschäftigt. So lange wartet nicht mal der treueste Lover vor der Badezimmertür.
Klimaanlagen. Nur bei 20 Grad Celsius ist der Mensch zu 100 Prozent leistungsfähig. Eine beständige Raumtemperatur ist für die Entwicklung von Wirtschaft und Wohlstand daher unabdingbar.
Elektroschocker. Pfefferspray geht leicht ins Auge, ins eigene. Und wer möchte alten Damen zumuten, ständig mit einer riesigen Gas-Wumme in der Handtasche spazieren zu gehen?!
Zimmerspringbrunnen. Das stete Plätschern beruhigt die Nerven. Das ist bitter nötig in einer Zeit voller Klima- und Terrorwandel. Verhindert viele Amokläufe. Im Alter freut’s auch die Prostata.
Anrufbeantworter. Er ist unser Vorzimmer, durch das die Eindringlinge, die in unsere Privatsphäre wollen, hindurchmüssen. Erst mal zu hören, wer denn da anruft, hat uns schon vor vielen peinlichen Situationen bewahrt. Uff!
Saftpresse. Die Schale kann man nicht essen, die weißen Häutchen stören nur. Was wir von der Orange wollen, ist ihr Saft. Etwa 65 Millionen Tonnen Orangen werden weltweit jedes Jahr geerntet. Wer, bitte, möchte da ein Loblied auf die gute alte Handarbeit singen?
Leuchtreklame. Kurzum: Wie sollte man sich ohne sie nachts in der Stadt orientieren?
Mückenvernichter. Einfach in die Steckdose stecken und fertig. Früher haben wir die halbe Nacht mit der Mückenjagd im Schlafzimmer zugebracht. An Sex war dann natürlich nicht mehr zu denken. Und das haben wir nun davon: Geburtenrückgang, Rentenlücke.
Vibrator. Beugt Sehnenscheidenentzündungen vor und ist damit unverzichtbarer Teil des Gesund­heitssystems.
Electropunk. Alien Sex Fiend, The Prodigy, Atari Teenage Riot, Peaches, Chicks on Speed, DAF, Le Tigre, Plemo, Egotronic, Jeans Team, T. Raumschmiere und und und …