»Das Model und der Freak« (Pro Sieben)

Nasenhaare weg! Duschen!

Keine Gnade. Sie sind billig, schnell produziert, sehr erfolgreich, trashig und geschmacklos. Doku Soaps wie »Bauer sucht Frau«, »Schnulleralarm« oder »Die Super Nanny« boomen im deutschen Fernsehen. Gestartet sind gerade die Alm-Soap »Gülcan und Collien ziehen aufs Land«, das Beauty-OP-Spektakel »Aus alt mach neu« und die Ehe-Schnulze »Sarah und Marc crazy in love«. Kann man das ertragen?

»Das Model und der Freak« (Pro Sieben). Der Freak war einmal, lange ist es her, positiv besetzt. Politfreak, Sportfreak, Mathefreak, zumindest als interessant galt er, der Freak. Vielleicht war er langhaarig und sogar übelriechend, doch damit war er immerhin das Gegenteil genau der plastic people, die noch Frank Zappa mit dem Ruf nach einem »Freak Out« zu bekämpfen gedachte.
In »Das Model und der Freak« jedoch wird versucht, die Langhaarigen und Übelriechenden durch Gehirnwäsche in die Welt der plastic people einzugemeinden. In jeder Folge werden zwei, was das Klarmachen von Girls angeht, aus ersichtlichen Gründen hoffnungslose Typen mit abartigen Hobbys wie Kuchenbacken, Stricken oder Barfußlaufen ihren Therapeutinnen zugeführt. Zwei vermeintlichen Models, die so interessant wirken wie alleine gegen sich selbst Monopoly spielen oder seinem Meerschweinchen beim Wachsen des Fells zusehen.
Diese Models jedoch sind der Maßstab, auf ihr Level sollen sich die Freaks nach Möglichkeit empor- bzw. herabschwingen. Es gilt: Alles, was einen Menschen interessant und besonders machen könnte, muss von diesen Vertreterinnen des Normierten exorziert werden. Das Ziel lautet: Werde so nichtssagend wie wir selbst. Werde ein langweiliger, aufgeblasener, gockeliger, auch in Fragen der Mode stromlinienförmiger Mitläufer mit Trottelfrisur (irgendeine Fußballertolle), der gerne in völlig unszenigen Münchner Kaffeehäusern Latte schlürft. Denn dann klappt’s endlich auch bei den Girls.
Verblüffend ist bei »Das Model und der Freak«, dass hier tatsächlich Frauen Männern dabei helfen, zu genau der Sorte von Mann zu werden, von der man eigentlich dachte, dass Frauen hofften, sie sei überwunden: nämlich zum Aufreißer. Der Freak will nicht gleich nach zehn Minuten des Kennenlernens zum Model ins warme Schaumbad springen? Das kann kein echter Kerl sein. Aufreißersprüche wie »Du wirst von Tag zu Tag hübscher und siehst heute schon aus wie nächste Woche!« werden wieder salonfähig gemacht.
Der Sendung haftet also etwas Eva-Herman-Mäßiges an, so wie hier Rollenstereotype wieder hergestellt werden sollen. Andererseits muss man sagen: Die meisten der Freaks sehen zu Beginn jeder Folge dermaßen scheiße und nach popelessenden Modelleisenbahnschaffnern aus, dass ein gewisses Maß an Remodeling auch wirklich unabdingbar ist.