»Sarah und Marc crazy in love« (Pro Sieben)

Gefühltes Weltstartum

Keine Gnade. Sie sind billig, schnell produziert, sehr erfolgreich, trashig und geschmacklos. Doku Soaps wie »Bauer sucht Frau«, »Schnulleralarm« oder »Die Super Nanny« boomen im deutschen Fernsehen. Gestartet sind gerade die Alm-Soap »Gülcan und Collien ziehen aufs Land«, das Beauty-OP-Spektakel »Aus alt mach neu« und die Ehe-Schnulze »Sarah und Marc crazy in love«. Kann man das ertragen?

»Sarah und Marc crazy in love« (Pro Sieben). Der gesunde Menschenverstand sagt einem zwar, dass es in den Ehen von Rockstars auch nicht anders zugeht als in gewöhnlichen Ehen und die blanke Leidenschaft irgendwann ihr Regiment über das Paar an die Routine verliert. Ganz anders aber im Fall von Sarah Connor und dem angeblich mal in den USA erfolgreich gewesenen Marc Terenzi, die, so belehrt uns jedenfalls der Titel der Soap, nicht nur immer noch in love, sondern absolut »crazy in love« sind. Neben viel Geschmuse auf der heimischen Couch in Deutschland und der Aussichtsplattform des Rockefeller Centers in New York deutete sich in der Auftaktfolge allerdings auch gleich ein handfestes Problem zwischen dem binationalen zweifachen Elternpaar an, als Marc seiner Sarah erklärte, dass er immer öfter Sehnsucht nach seiner Familie in den USA habe und seinen Kindern zudem ein bisschen amerikanischen Lifestyle nahebringen wolle, worauf Sarah »o honey« schluchzte und ihre Sonnenbrille zückte, um diskret ein paar Tränchen hinter Glas zu verdrücken. Wie wich­tig dem Promi-Paar die intimen Momente abseits der Öffentlichkeit zu zweit sind, versicherte einem später dann noch die Erzählerstimme aus dem Off. Danke, denn darauf wäre man nun wirklich nicht gekommen.
Amerika-Träume hin oder her, erst mal musste Honey mit zurück in Sarahs deutsche Heimat, wo er erstaunlicherweise auch gewisse Verpflichtungen zu haben scheint. Wer bisher dachte, Marc Terenzi sei mehr oder weniger arbeitslos oder als eine Art Hausmann tätig, hörte nun ständig von den so genannten Horror-Nights, die Marc für einen deutschen Freizeitpark inszeniert. Lustig, wie oft die bislang völlig unbekannten »Horror Nights« immer wieder ins Gespräch eingeflochten wurden. Man weiß also gleich, dass es sich hierbei nicht um den geilsten Job der Welt handeln kann. Dabei ist Marc durchaus eine Karriere als Regisseur zu wünschen, denn an seinen Durchbruch als Rockstar glaubt niemand ernsthaft, der ihn in Folge eins beim Familienfest sein selbstgeschriebenes Liebeslied für Sarah hat singen hören.
Schwerere Geschütze in Sachen Techniken der Liebe wurden dann in der zweiten Folge aufgefahren. Auf dem Programm standen Rollenspiele, die das ohnehin extrem heiße Liebesleben des Ehepärchens weiter hochkochen lassen sollen. Eingekleidet hat man sich dann aber nicht in einem einschlägigen Modeladen, sondern in einem Bremer Kostümverleih, wo Honey mit Cowboyhut und Löwenmaske verkleidet mehr oder weniger zum Stier wurde.
Zwischendurch flog Sarah dann noch zu Plattenaufnahmen nach Kopenhagen und Stunden später wieder zurück, weil ihre Mutter (50), die auch ein Liebesleben führt, das auf den Namen Lava hört, gerade Zwillinge und damit Sarahs Geschwisterchen Nummer sechs und sieben zur Welt brachte, womit die Familie noch un­über­sicht­licher wird, als sie es ohnehin schon ist. Wessen Großmutter war jetzt gleich noch mal mit wessen Geschwistern schwanger? Das Generationen- und Rollenchaos in der Connors-Familie macht die Sippschaft fast schon sympathisch, wäre da nicht das gefühlte Weltstartum des Delmenhorster Clans und seines Zugpferdes Sarah Connor, die einem mit ihrem »Ich bin sowas von ein Weltstar, dass ich Allüren gar nicht nötig habe und meine Kinder und Kaffeebecher noch selbst herumschleppe« mächtig auf die Nerven geht. Sarah und Marc geben sich viel Mühe im Absichtlich-Unabsichtlich-Wirken, Profis im Auf-lässig-machen wie die Jolie-Pitts aber sind sie einfach nicht. Dazu sind die beiden dann doch viel zu unwichtig.