LeserInnenworld

Jungle World 26/08: Thema Homophobie
Patriarchaler Blickwinkel
Wenig ließ sich erfahren über die Situation von weiblichen Homosexuellen in der türkischen Community. Mit der Gewichtung der Artikel, hauptsächlich zum Thema Männlichkeit und Schwulenfeindlichkeit unter türkischen Jugendlichen, verbleiben die Artikel auch innerhalb der islamischen patriarchalen Logik. Und das vorherrschende Männlichkeitsbild wird nach schwachen Männern abgesucht, die Sexualität der weiblichen Mitglieder kommt jedoch nur in Worten wie »passiv« oder »zu schützen« vor. Gefreut hätte es mich, wenn die Auswahl der Artikel einen Blick eröffnet hätte auf das Thema weibliche Sexualität in der türkischen Community und die Reaktionen auf lesbische Lebensentwürfe. Dass ein schwuler und somit »ehrloser« und »weicher« Mann das männliche Selbstbild bedroht und intern sowie extern bekämpft wird, liegt meines Erachtens auf der Hand. Was aber geschieht mit weiblicher Homosexualität, die die Rolle der weiblichen Sexualität in diesem Weltbild in Frage stellt, indem sie den zugewiesenen Platz verlässt und sich männlichem Zugriff entzieht? jana

Jungle World 26/08: Thema Homophobie
Was will mir das sagen?
Manchmal frage ich mich schon, was Sie sich dabei denken, solche Artikel wie »Elf Söhne« zu veröffentlichen. Es ist weder witzig noch satirisch, und man weiß nicht mal, wen genau der Autor ansprechen will. Dafür aber transportiert er jede Menge gängige Stereotype. martin schaible

Jungle World 27/08: Thema 15 Jahre Asylrechtsänderung
Genfer Konvention
Vielen Dank für die äußerst gelungene Berichterstattung zu 15 Jahren Asylrechtsänderung! Gratulation! Allerdings hat sich in dem Artikel »Gnade vor Recht« ein sachlicher Fehler eingeschlichen. Es stimmt zwar, dass die Anerkennungsquote nach Artikel 16a des Grundgesetzes zwischen Januar und Mai 2008 bei gerade einmal 1,2 Prozent gelegen hat, aber dies ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn für eine sinnvolle Beurteilung sind die Anerkennungsquote nach der Genfer Flüchtlingskonvention (die juristisch der Anerkennung nach dem Grundgesetz gleichzusetzen ist) und der Abschiebungsschutz aus anderen Gründen (etwa schwere Krankheit) ebenfalls als Teile der Gesamtanerkennungsquote zu berücksichtigen. Und die lag in den ersten fünf Monaten 2008 bei zusammen über 35 Prozent – so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr (Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Aktuelle Zahlen zu Asyl). Der Grund liegt einerseits in der ständig zurückgehenden Zahl der AntragstellerInnen, aber vor allem an einer veränderten Entscheidungspraxis des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge bei irakischen Flüchtlingen: Diese werden seit dem vergangenen Jahr – anders als vorher – ganz überwiegend als Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt. claudius voigt