So jemand in Deutschland

Er ist noch gar nicht da und schon spaltet er. Die SPD fühlt sich verbunden mit dem demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama, der sich für den 24. Juli in Berlin ankündigt hat. Doch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) plagt Unbehagen wegen seines möglichen Auftritts am Brandenburger Tor. Für die SPD hingegen wäre das ein »lebendiger Ausdruck deutsch-amerikanischer Freundschaft«, sagte Frank-Walter Steinmeier (SPD) und schlug damit eher unübliche Töne an. Für Obama selbst wäre ein Auftritt am Brandenburger Tor keine schlechte Wahlwerbung. Schon Ronald Reagan hielt hier 1987 eine in den USA berühmt gewordene Rede. Mit einer solchen könnte auch der 46jährige Hawaiianer Geschichte machen. Außerdem: Das Brandenburger Tor taugt für eine historische Inszenierung besser als andere Kulissen in Europa. Die Downing Street? Stinklangweilig. Und Paris? Da stiehlt ihm womöglich Carla die Show. Vergleichbare Sorgen muss er sich in Deutschland nicht machen. Hier würde er ehrfürchtig empfangen, glaubt man Hans-Ulrich Klose, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Auswärtigen Amts. Deutschland solle froh sein, dass »so jemand« tatsächlich hierher komme, sagt er. Der Rest Europas ist für den US-amerikanischen Wahlkampf wohl einfach zu unpopulär.
Aber die Berliner Obamania ist hauptsächlich eines: übertrieben. Denn plötzlich wird so getan, als ob sich der Ausgang der US-Wahlen am Brandenburger Tor entscheiden würde – aber natürlich nur durch den Handshake des Bezirksbürgermeisters von Berlin Mitte, Christian Hanke (SPD). »Thanks to the Berlin Socialdemocrats!« als Obama-Zitat und Riesenschlagzeile nach den US-Wahlen im November. Ja, die SPD wird ja wohl noch träumen dürfen. In diesem Fall von einem Politiker, der vor der US-Waffenlobby in die Knie geht und der Abschaffung des Waffenverbots in Washington applaudierte, der die Trennung zwischen Staat und Religion so genau nimmt wie George W. Bush und außerdem für die Todesstrafe eintritt.