1 000 000

Nur »Individuen, von denen bekannt ist oder die dringend verdächtig sind, dass ihr Verhalten terroristisch ist, dem Terrorismus hilft, ihn vorbereitet oder mit ihm verbunden ist«, erscheinen auf der Terrorist Watch List. Das behauptet zumindest das FBI, dessen Terrorist Screening Center die Liste erstellt. Wie man zu einem verdächtigen Individuum wird, unterliegt der Geheimhaltung. Wer auf der Liste steht, unterliegt ebenfalls der Geheimhaltung, das FBI kann »weder bestätigen noch dementieren«, wenn jemand den Verdacht hat, er sei betroffen. Direkte Anfragen werden gar nicht erst entgegengenommen, stattdessen sollen sich die Antragsteller an die »zuständige Ermittlungsbehörde« wenden. Welche das ist, unterliegt allerdings ebenfalls der Geheimhaltung, denn dies zu verraten könnte ja vertrauliche Informationen offenlegen. Kafka hätte es sich nicht besser ausdenken können.
Die Betroffenen merken jedoch schnell, dass sie auf der Liste stehen, sobald sie sich auf Reisen begeben. Sie müssen mit mehrstündigen Verhören und kurzzeitigen Inhaftierungen rechnen. Um Einzelfälle handelt es sich nicht. Wie viele Menschen auf der Liste stehen, unterliegt erstaunlicherweise nicht der Geheimhaltung. In der vergangenen Woche überschritt die Zahl eine Million, die Bürgerrechtsorganisationen protestierten. »Kongressmitglieder, Nonnen, Kriegshelden« und andere terroristischer Aktivitäten eher unverdächtige Individuen seien betroffen, »mit geringer Hoffnung, entkommen zu können«, sagte Caroline Frederickson, Direktorin des Büros der American Civil Liberties Union (ACLU) in Washington. Auch Jim Robinson, der ehemalige Vizegeneralstaatsanwalt des Justizministeriums, wird immer wieder stundenlang verhört, wenn er auf Reisen ist. Kritisiert wird nicht nur die Einschränkung der Bürgerrechte, auch die Effektivität des Verfahrens ist fraglich. Die ACLU fordert nun, die Geheimhaltung zu lockern, um den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, Klage zu erheben. Überdies sollen die Kriterien strenger gefasst werden, denn nach den derzeitigen FBI-Regeln steigt die Zahl der Terrorismusverdächtigen immer weiter. Pro Monat werden der Liste 20 000 weitere Namen hinzugefügt.