Nazi-Panzer im Museum

Rommels Bluse

Das niedersächsische Munster lockt Be­sucher mit einer einmaligen Attraktion – die Kleinstadt beherbergt das Deutsche Panzermuseum. Hier wird der Angriffskrieg der deutschen Wehrmacht als Abenteuer präsentiert.

Die Kleinstadt Munster in Niedersachsen hat für Touristen nicht viel zu bieten. An tristen Straßen stehen triste Mietskasernen, der Kleinstadtmief überfällt einen schon am Ortseingang. Und noch etwas fällt sofort auf – es gibt in der Stadt mehr Bundeswehr- als Zivilkennzeichen an den Autos. Und auch sonst bestimmen Militärwegweiser und Kasernen das Bild. Kein Wunder, denn seit 1893 gibt es hier Truppenübungsplätze. Und seit dieser Zeit war Munster immer Garnison des Militärs, sei es der Reichswehr, der Wehrmacht oder der Bundeswehr. Heute ist es die größte Garnison der Bundeswehr. Für Kultur bleibt da kaum Platz.
Neben »Music in the City« und dem »Tag des offenen Hofes« ist es das Deutsche Panzermuseum, das bereits auf der Autobahn und dann erneut am Ortseingang den Besucher auf sich aufmerksam macht.
Das Deutsche Panzermuseum existiert seit 1983. In fünf Hallen wird die Entwicklung der Waf­fengattung von den Anfängen bis heute dokumentiert. Viel Raum nimmt die Zeit zwischen 1933 und 1945 ein. Insgesamt 40 Fahrzeuge der Wehrmacht werden ausgestellt. Auf erklärenden Tafeln werden fast ausschließlich technische Fakten präsentiert. Hintergrundinformationen zu Einsatzorten, dem Charakter der deutschen Kriege, zu Vernichtungskrieg und Holocaust sucht man vergeblich. Stattdessen wird der deutschen Panzerwaffe und ihrer Kommandeure nahezu kritiklos gedacht.

»Königstiger«
Der Panzer »Königstiger« wurde in den Jahren 1944/1945 entwickelt. Er kam vor allem in Einheiten der Waffen-SS zum Einsatz und sollte mit den starken Panzern der Alliierten mithalten. Im Oktober 1944 waren 35 Königstiger bei der »Operation Panzerfaust« in Budapest beteiligt und halfen SS-Truppen und Elitefallschirmjägern beim Sturm auf die Burgberg-Festung, um Admiral Miklos Horthy auf Befehl Hitlers abzusetzen.
Bereits im März 1944 wurde Ungarn von den Deutschen besetzt, woraufhin Adolf Eichmann sofort begann, die ungarischen Juden nach Auschwitz zu deportieren. Bis Juli wurden knapp 400 000 Juden deportiert. Anfang Juli befahl Horthy den Stopp der Deportationen, um Verhandlungen mit den Alliierten aufzunehmen und den Seitenwechsel Ungarns einzuleiten. So blieben die Juden in Budapest als der einzigen Zone, die noch nicht geräumt worden war, fürs erste verschont. Fortan drängte Hitler auf eine gewaltsame Absetzung Horthys. Mit der »Operation Panzerfaust« wurde Horthy entmachtet, und Eichmann kam nach Budapest zurück. Für die verbliebenen Juden begann erneut eine Schreckenszeit. Da Züge nicht mehr fuhren, wurden über 75 000 Juden auf Todesmärsche Richtung Westen geschickt.

Sd.KfZ 251
Der Schützenpanzerwagen 251 wurde von 1939 bis 1945 gebaut und auf allen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Er ermöglichte das schnelle Vorrücken der deutschen Wehrmacht sowohl in Polen als auch in Frankreich und der Sowjetunion. Bei der Vernichtung des jüdischen Ghettos in Warschau 1943 war er ebenso im Einsatz wie bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes im Jahre 1944.
SS-Brigadeführer Jürgen Stroop meldete am 16. Mai 1943 nach der Niederschlagung des Ghetto-Aufstandes telegraphisch: »Der ehemalige Jüdische Wohnbezirk Warschaus besteht nicht mehr. Mit der Sprengung der Warschauer Synagoge wurde die Großaktion um 20.15 Uhr beendet. (…) Gesamtzahl der erfassten und nachweislich vernichteten Juden beträgt insgesamt 56 065.« Und er fügte hinzu: »Meine Leute haben ihre Pflicht einwandfrei erfüllt. Ihr Kameradschaftsgeist war beispiellos.«
Der Schützenpanzerwagen fand auch bei der 5. SS-Panzerdivision Wiking Verwendung.

Panzer V »Panther«
Der Panzer V wurde von 1943 bis 1945 gebaut und zunächst vor allem an der Ostfront verwendet. Bei der Vorbereitung zum Unternehmen »Zitadelle«, der letzten Großoffensive der Deutschen in der Sowjetunion im Jahre 1943, kam er zunächst bei einer mehrwöchigen Operation gegen Partisanen zum Einsatz. Bei dem Unternehmen »Zitadelle«, auch bekannt als »Schlacht bei Kursk«, wurden die Panther-Panzer dann ausschließlich der Elitedivision »Großdeutschland« zugeführt. Diese Division war bereits 1941 in Kriegsverbrechen in Jugoslawien involviert. Angehörige der Einheit erschossen als »Vergeltung« für den Tod eines deutschen Soldaten 100 Zivilisten in Pancevo.
Während der Schlacht bei Kursk rollten aus allen besetzten Teilen der Sowjetunion weiterhin die Züge in die Vernichtungslager der Nazis.
Zum Ende des Kriegs wurden an der Westfront die SS-Divisionen »Hitlerjugend« und »Das Reich« mit Panthern bestückt.

Panzer III
Der Panzer III kam unter anderem bei dem Überfall auf die Sowjetunion zum Einsatz. In den ersten Monaten trug er zu einem schnellen Vormarsch der deutschen Truppen bei. Beim Überfall auf die Sowjetunion stand von vornherein fest, dass es sich um einen rassistischen Welt­an­schauungskrieg handelte. So regelte beispielsweise der Kommissarbefehl den Umgang mit politischen Funktionären der Sowjetunion. Er besagte, dass »Kommissare nicht als Soldaten aner­kannt (werden); der für Kriegsgefangene völkerrechtliche Schutz findet auf sie keine Anwendung«. Ergänzt wurde er durch den Kriegsgerichtsbarkeitserlass, der die »Behandlung feindlicher Zivil­personen« regelte. Diese konnten ohne Gerichtsprozess auf der Stelle erschossen werden. Wehrmachtsangehörige wurden in solchen Tötungsfällen von Strafverfolgung freigestellt.

Panzer IV
Der Panzer IV kam beim so genannten Afrikakorps der deutschen Wehrmacht zum Einsatz. Lange hielt sich die Propaganda des »sauberen Krieges« in Afrika – von einem »ritterlichen Ringen« war die Rede. Neuere Forschungen belegen, dass die Nationalsozialisten auch auf dem afrikanischen Kontinent ihren Plan zur Vernichtung der Juden in die Tat umsetzen wollten. Mit Erwin Rommels schnellem Vorrücken gerieten an die 500 000 in Ägypten lebende Juden in die Gefahr, von den Deutschen er­mordet zu werden. Im Juli 1942 vereinbarte das Reichssicherheitshauptamt zusammen mit dem Ober­kommando der Wehrmacht die Aufstellung eines neuen Einsatzkommandos. Das »Einsatzkommando Ägypten«, das Rommels 5. Panzerarmee unterstand, sollte »in eigener Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung Exekutivmaßnahmen« vornehmen.
Auch in der SS-Division »Das Reich« fand dieser Panzer Verwendung. Diese verübte auf ihrem Weg an die Invasionsfront im Norden Frankreichs, als Vergeltung für den wachsenden französischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer, schwere Kriegsverbrechen an der Bevölkerung. So erhängten am 9. Juni 1944 Mitglieder der 2. SS-Panzer-Division 99 Geiseln in Tulle. Gegen Mittag des darauffolgenden Tags erschienen 120 Angehörige der 3. Kompanie des 1. Bataillons des 4. Regiments dieser Division im 30 Kilometer nordwestlich von Limoges gelegenen Oradour-sur-Glane. In dem Dorf vermuteten sie Kämpfer und ein Waffenlager der Résistance.
Auf Befehl von SS-Obersturmbannführer August Dieckmann (1912 bis 1944) wurden die Dorfbewohner zunächst auf dem Marktplatz zusammengetrieben, anschließend in der Dorfkirche eingesperrt und lebendig verbrannt. Nach der Plünderung des Dorfs brannten die SS-Leute es nieder. Insgesamt kamen bei dem Massaker 642 Dorfbewohner ums Leben, unter ihnen 245 Frauen und 207 Kinder. Nur wenige Einwohner konnten entkommen.

Des Panzerkommandanten alte Kleider
Erwin Rommel wird im Panzermuseum geradezu als Lichtgestalt der Wehrmacht gefeiert. Neben seiner Originalfeldbluse findet sich auch seine Totenmaske im Ausstellungskasten. Rommel wird als militärischer Saubermann dargestellt, der nichts gemein hatte mit einem nationalsozialistischen Füh­rungsoffizier. Dabei ermöglichte er den Vormarsch der Deutschen in Afrika und musste als Ge­ne­ral­feld­marschall eigentlich etwas von den Plänen, die Hitler mit den Juden hatte, mitbekommen haben.
Im Jahr 1943 wurde Rommel nach Italien versetzt. Benito Mussolini war gerade entmachtet worden, und Italien drohte an die Alliierten zu fallen. Rommel erteilte daraufhin im September die Weisung: »Irgendwelche sentimentalen Hemmungen des deutschen Soldaten gegenüber badogliohörigen Banden in der Uniform des ehemaligen Waffenkameraden sind völlig unangebracht. Wer von diesen gegen den deutschen Soldaten kämpft, hat jedes Anrecht auf Schonung verloren und ist mit der Härte zu behandeln, die dem Gesindel gebührt, das plötzlich seine Waffen gegen seinen Freund wendet.«