Deutsches Haus

Wie am 5. August bekannt wurde, haben Polizisten in Gummersbach (Nordrhein-Westfalen) nach einem antisemitischen Überfall zwei Wochen zuvor nicht angemessen gehandelt. Ein junger Mann wurde während einer Geburtstagsfeier von Rechts­extremisten verprügelt, weil er erzählt hatte, er sei Jude. Die Polizeibeamten seien erst nach mehrmaligen Anrufen der Schwester des Angegriffenen zum Tatort gekommen. Ein Polizeisprecher sagte: »Man hat damals in der Hektik das Ausmaß nicht erkannt. Es wurde Hinweisen nicht so schnell nachgegangen, denen man sich sofort hätte annehmen müssen.« Als Konsequenz sollen die Polizisten an einer Fortbildungs­maß­nahme teilnehmen. Sie sollen u.a. lernen, dass Rechtsextremisten »nicht zwingend in Springerstiefeln und glatzköpfig daherkommen, sondern sich oft normaler Kleidung bedienen und nach außen auf den ersten Blick nicht pro­vozierend oder gewaltbereit wirken«. So war es in der Internetzeitung Oderberg aktuell zu lesen. Zehn bis 15 angetrunkene Personen beschimpften während der so genan­nten Berliner Biermeile am 2. August eine fünfköpfige Familie – eine weiße Frau, einen schwarzen Mann und ihre drei Kinder – am Eingang des S-Bahnhofs Frankfurter Allee und warfen Bierflaschen auf sie. Dabei grölten sie Pa­rolen wie: »Keine Gnade für Rassenschän­der!«. Mehrere Personen kamen der Fa­mi­lie zur Hilfe und riefen die Polizei, eine Person wurde durch einen Tritt verletzt. Die Angreifer konnten mit der Bahn entkommen. So war es auf Indymedia zu lesen. Mindestens zwei unbekannte Männer zerschlugen in der Nacht zum 2. August die Scheiben einer Pizzeria in Brandis (Sachsen). Als der Besitzer aus dem Fenster schaute, wurde er von zwei Männern beschimpft. Der Sachschaden beträgt 500 Euro. Die Polizei ermittelt. Am frühen Nachmittag des 31. Juli entdeckten Polizeibeamte in Frankfurt an der Oder (Brandenburg) rassistische Parolen und ein Hakenkreuz auf den Bänken im Innenhof des Spartakusrings. Am gleichen Abend wurde die Polizei alarmiert, weil zwei junge Männer im Alter von 18 und 19 Jahren und eine Frau im Alter von 20 Jahren an einer Bus­haltestelle in der Prager Straße mehrfach »Heil Hitler« grölten. Alle drei sind der Polizei bereits bekannt. Das Bundeskriminalamt regis­trie­rte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 15 Brandstiftungen von Rechtsextremisten, fünf Mal so viele wie im gleichen Zeitraum des Jahres 2007. Angezündet würden Imbissstuben von ausländischen Betreibern oder linke Treffpunkte. Das sagte der Präsident des BKA, Jörg Ziercke, dem Tagesspiegel. Er sprach insgesamt von »einer neuen Qualität« in der Gewalt von Rechtsextremisten, vor allem von den »Autonomen Natio­na­listen«. Sie »attackieren Linke und Polizisten mit einer Aggressivität, die man als Strategiewechsel werten kann«, sagte Ziercke. Verfassungsschützer sprachen in diesem Zusammenhang von »Ent­hu­ma­nisie­rung«.   gs