Falls ein Sack Kartoffeln umfällt

Die ARD setzt bei den Olympischen Spielen in Peking eigene Kameras ein. Angeblich, um etwaige »außergewöhnliche Geschehnisse aufnehmen« und damit »das Weltbild ergänzen« zu können« – das Weltbild ist das, was alle Na­tionen zu sehen bekommen. Und es wird in aller Regel von den Fernsehsendern des Gastgeberlandes produziert. Die Begründung der ARD für den Einsatz eigener Kameras in Peking ist apart. Denn es ist mitnichten so, dass die deutschen Öffentlich-Recht­lichen ihre zusätzlichen Kamerateams sozusagen als Menschenrechts-Warte in die Pekinger Stadion stellen. Denn, machen wir uns nix vor, solche von eigenen Ka­meras übertragenen außergewöhnlichen Geschehnisse kennen wir von allen möglichen Sport­ereignissen zur Genüge.
ARD und ZDF verweisen bei jedem großem Sport­event stolz darauf, mit extra mitgebrachten Kameras vor Ort zu sein, auf dass dem deut­schen Zuschauer nichts entgehe. Sei es bei Euro­pameisterschaften oder Radrundfahrten – die deutschen Extrafilmchen zeigen immer Eines: deutsche Sportler. Beim Warmmachen, beim gelangweilt Herumsitzen, beim Herumlaufen, beim Nasebohren, beim Schuhezubinden´, beim Einatmen, beim Ausatmen.
Und, so ist zu vermuten, in Peking wird das nicht viel anders sein. Der deutsche Athlet als außergewöhnliches Geschehnis wird von deutschen Kameras aufgezeichnet in deutsche Wohnzimmer übertragen, und im Zweifel wird deutsches Nasebohren immer Vorrang vor Sprün­gen, Läufen, Würfen nichtdeutscher Sportler haben, und entsprechend sind die Chancen groß, dass die eine oder andere Spitzenleistung oder vielleicht auch Protestaktion natürlich nicht live gesehen werden kann, weil ja grad irgendwer herumsitzt.