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»Sie hatte es auf mein Blut abgesehen!« Ein fieses Insekt stürzte sich in der vergangenen Woche direkt durchs offene Fenster auf eine Ader des CvD und saugte, was es kriegen konnte. Alles ging so schnell, dass der gnadenlos Ausgezutzelte den Übeltäter nicht einmal im Detail beschreiben konnte. Wespen wurden wegen des blutrünstigen Verhaltens ausgeschlossen. »Eine Pferdebremse« müsse es gewesen sein, hieß es zunächst. Später wurde korrigiert: »Bremse« oder »Pferdefliege«, jedenfalls das, was wohl im Englischen »Horse Fly« heiße.
Unzweifelhaft hat bereits begonnen, was Wissenschaftler bereits seit längerer Zeit prognostizieren. Mit dem Klimawandel entwickele sich auch die eine oder andere Insektenplage, weil die Biester im Winter nicht mehr sterben, wenn ihnen kuschelig warm ist, sie sich wie nichts Gutes vermehren, wenn ihnen im Juli angenehm feucht ist, oder sie wegen einer Invasion noch kleinerer Nervensägen im Überfluss zu futtern haben. Wie auch immer. Diese Sätze mögen bitte nicht ungeprüft in Lehrbücher für Biologie übernommen werden. Jedenfalls, wer gedacht hätte, mitten in der größten Stadt des Landes im vierten Stock im Hinterhof sei man vor jenen schlechten Launen der Natur sicher, ist hiermit widerlegt.
Da aber insektentechnisch quasi schon alles egal ist und die Natur in der Bergmannstraße Einzug gehalten hat wie auf einem Campingplatz, machen wir uns für unsere Sommerreise in eine Gegend auf, wo es schon seit jeher am Tag wie in der Nacht surrt und zirpt. Mit Mückenspray. Und den Computern. Und vielen Ideen, was wir dort, auf den Bergen und in den Tälern recherchieren wollen. Von beidem soll es dort einiges geben. Die Berge sollen geradezu einladen zum Radfahren, heißt es, während die Täler quasi alle am Meer enden. Na, ist das ein Ratetipp, oder ist das keiner? Hier noch einer: Unser Urlaubsziel ist, Gezirpe hin oder her, für Invasionen anderer Art bekannt, deren Auswirkungen wir besonders kritisch unter die Lupe nehmen werden.
Aber bis zum Abflug sind es noch fast sieben lange Wochen. Da kann noch einiges dazwischen kommen. Die größte Gefahr lauert direkt vor der Tür der Redaktion: Unser Aufzug, den Sie, falls Sie eine aufmerksame Leserin oder ein aufmerksamer Leser sind, bereits aus früheren Berichten kennen, ist frisch angestrichen worden, in einem peppigen Silbergrau. Aber das ist nicht alles. Menschen stehen nicht mehr nur in der Kabine, sondern freundliche Handwerker sitzen regelmäßig obendrauf und schrauben an irgendwas herum. Sie kommen mit einer solchen Regelmäßigkeit zum Reparieren, dass an jener Stelle, oben auf der Kabine, das Licht gar nicht mehr gelöscht wird. Das sieht man, wenn das Ding angefahren kommt. Bevor jemand kühn hinein steigt, um dort mehr Zeit als geplant zu verbringen.