Hausphilosoph statt Direktor

Karrieren. Es gibt sie also noch, die richtig coolen Jobs mit schickem Stellenprofil, Festanstellung und seriösem Arbeitgeber. Und einen davon hat sich der Langzeitarbeitslose Guillaume Paoli geschnappt. Paoli begründete in den Neunzigern, als das Arbeitsamt noch kein Job-Center war, die Bewegung »Die Glücklichen Arbeitslosen« und schrieb für die in Berlin-Prenzlauer Berg erschienene Zeitschrift Sklavenmarkt. Auch für das Feuilleton der Jungle World verfasste er ein paar schöne Texte. Jetzt hat er den schönen Arbeitsplatz eines Hausphilosophen übernommen, und zwar im Schauspiel Leipzig, wo er künftig die »Sinnknappheit« überwinden will. Steigern will Paoli die Sinnproduktion mittels Diskussionsveranstaltungen, die, so hofft wiederum die Intendanz, nicht nur den Sinn-, sondern auch den Besuchermangel des Theater beheben sollen. Eine Jobmaschine ist das Hausphilosophentum aber nicht. Für die neu geschaffene Stelle wurde die des Musikalischen Direktors ein­gespart.   her