Der verhinderte »Anti-Islamisierungskongress« in Köln

Schiff in Not

Der geplante »Anti-Islamisierungskon­gress« am Wochenende in Köln hat nicht stattgefunden.

Erst flohen sie aufs Schiff, dann fiel der ganze »Kongress« ins Wasser. »Pro Köln« und ein paar Dutzend geladene Rechtspopulisten aus Europa sind am Wochenende vom Protest der Bürger, von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Medien daran gehindert worden, sich als Warner vor der Islamisierung aufzuspielen. Das ist ein großer Erfolg. Diese Unterstützung für die Muslime zeigt nebenbei, wie haltlos die Le­gen­de von der um sich greifenden Islamphobie ist.
Aber es sind an diesem Wochenende auch einige Dinge passiert, die das erfolgreiche »Arsch huh!« mit einem kleinen Makel belegen. Wieder einmal ist es nicht gelungen, »Antifaschisten« abzuhalten, die glauben, sie dürften Steine auf Menschen werfen, die ihnen nicht genehm sind. Auch die Taktik, den »Kongress« nicht mit einer hörbaren Gegenstimme zu begleiten, sondern ihn komplett zu verhindern, ist fragwürdig. Denn »Pro Köln« ist keine nukleare Bedrohung, sondern ein Haufen, der auf solche Gelegenheiten wartet, um der angeblich freiheitsfeindlichen »PC«-Gesellschaft entgegen treten zu können.
Deshalb darf die Anti-»Pro-Köln«-Bewegung nicht damit enden, dass sie einer Handvoll köllscher Wirrköpfe die Stirn geboten hat. Es geht auch darum, den Rechtspopulisten die Deutungshoheit über wichtige Themen zu entreißen. Jene, die sich einem antifaschistischen Grundkonsens verpflichtet fühlen, müssen den islamischen Faschismus als Problem anerkennen. Sie müssen gegen ihn Stellung beziehen – nicht aus Abneigung gegen Moslems, sondern aus der Position der unteil­baren Menschenrechte.

Der Autor ist stellvertretender Ressortleiter Online beim »Kölner Stadtanzeiger«