Feindbild der Siedler

Es war Mitternacht, als der israelische Politikwissenschaftler und Historiker Zeev Sternhell vergangenen Donnerstag noch einmal sein Haus verlassen wollte, um das Gartentor zu schließen. Als er die Haustür öffnete, detonierte eine Rohrbombe. Sternhell musste mit Verletzungen am Bein in ein Jerusalemer Krankenhaus eingeliefert werden.
Die Polizei ging in einer ersten Stellungnahme von politischen Motiven für die Tat aus und vermutet rechte Extremisten hinter dem Anschlag. In der Nähe von Sternhells Haus wurden Flugblätter gefunden, auf denen umgerechnet 220 000 Euro Belohnung für die Tötung eines Mitglieds der Friedensorganisation »Peace Now« ausgesetzt wurden. Sternhell ist langjähriger Unterstützer der linken Friedensbewegung und gilt als ausgesprochener Gegner der Siedlerorganisationen. Sollte sich der Verdacht, dass es sich um einen Anschlag von Rechtsextremen handelt, bestätigen, wäre dies der schwerwiegendste Akt politischer Gewalt innerhalb Israels seit der Ermordung Yitzhak Rabins im Jahr 1995. Vertreter des gesamten politischen Spektrums in Israel verurteilten den Anschlag und forderten eine schnelle und umfassende Aufklärung. Sternhell selbst, der das Krankenhaus am Freitag wieder verlassen konnte, bezeichnete das Attentat als »Gefahr für die israelische Demokratie«, die es mit Nachdruck zu verteidigen gelte. Gleichzeitig machte er klar, dass er sich nicht einschüchtern lasse und seine Kritik an der Siedlerbewegung weiter öffentlich artikulieren werde.
Der 77jährige Holocaustüberlebende, der sich selbst als »zionistischen Linken« bezeichnet, ist vor allem für seine Faschismusforschung bekannt und international renommiert. Sein Buch »Faschistische Ideologie – Eine Einführung« erschien auf Deutsch 2002 im Verbrecher-Verlag. Anfang dieses Jahres erhielt er den Israel-Preis für politische Wissenschaften. Dieser gilt als eine der höchsten Auszeichnungen des Landes. Rechte hatten damals erfolglos versucht, diese Preisverleihung mit einem Einspruch vor dem Obersten Gericht zu verhindern.